Mangelware: Chinas Durst erhöht den Milchpreis

Milliarden Chinesen entdecken Milch als neues Trend-Getränk. Das Ende der EU-Subventionen und die Dürre in Australien lassen den weltweiten Milchpreis explodieren.

Milch wird auch in Österreich teurer. Nach den angekündigten Preiserhöhungen in Deutschland plant die niederösterreichische NÖM in den nächsten Wochen ihre Milchpreise nach oben zu korrigieren. Allerdings werde die Erhöhung nicht so deutlich ausfallen wie in Deutschland. Ab Juni bezahlen Deutsche 15 Prozent mehr für Milchprodukte.

Die steigenden Milchpreise spiegeln den aktuellen Trend auf den Weltmärkten wieder. Die Butterberge der EU sind geschmolzen, die Milchseen geleert. Die weiße Erfrischung ist auf den internationalen Märkten zur Mangelware geworden. Seit mehreren Monaten befindet sich der Milchpreis weltweit auf einem Höhenflug. Vor allem das Milchpulver hat im vergangenen halben Jahr eine Preisexplosion von 60 Prozent erfahren. Damit setzt sich ein rasanter Trend der vergangenen Jahre fort. Schon im Jahr zuvor war der Preis für das gelbe Pulver um 63 Prozent nach oben geklettert.

Dürre in Australien und Neuseeland

Täglich verbraucht die Weltbevölkerung derzeit 1,9 Milliarden Liter Milch. Das ist mit ein Grund für die Knappheit des weißen Saftes. Denn die großen Milch-Bauern kommen mit der Produktion nicht mehr nach.Die weltweit grösten Milch-Exporteure, Australien und Neuseeland, kämpfen mit großen AUsfällen wegen der anhaltenden Dürre. Aber auch die legendären Butterberge und Milchseen der EU sind inzwischen Geschichte. Nordamerika und Europa haben ihre Subventionen und mit ihnen die Milchüberschüsse reduziert. Erst im April verkaufte die EU den letzten Rest von 6.000 Tonnen Butter aus ihren Kühlhallen. Andererseits steigt in China die Nachfrage rapide an.

Milchdurst in China

Nach Schätzungen der niederländischen Rabobank ist der Milchkonsum seit 2000 jährlich um 12,8 Milliarden Liter Milch gestiegen. Mit acht Milliarden Liter Milch geht der Löwenanteil davon an die aufstrebenden Wirtschaftsmächte China und Indien. Während Indien sich dank ihrer heiligen Kühe autark versorgen kann, ist China von den Importen abhängig.

In den Metropolen der Volksrepublik hat sich der Milchverbrauch seit 1997 verdreifacht. Der höherer Wohlstand und steigende Geburtenraten sind die Gründe für das gestiegene Interesse der Chinesen. Aber auch die Staatsführung in Peking hat Milch als wichtigen Protein-Lieferanten erkannt und der Bevölkerung eine Milchkur verordnet. In Plakatkampagnen und Fernsehspots werden die Chinesen aufgefordert, mehr Milch zu trinken. Für die Gesundheit und Entwicklung der chinesischen Schulkinder hat die Volksrepublik ein Mammut-Projekt gestartet. Damit will die chinesische Führung jedem Schulkind in der Volksrepublik sein tägliches Glas Gratis-Milch sichern.

Keine Milch mehr für Entwicklungsländer

Von der Milch-Knappheit am stärksten betroffen sind einmal mehr die Entwicklungsländer. Sie können sich die gestiegenen Preise einfach nicht mehr leisten. Die Welternährungsorganisation FAO berichtet bereits von etlichen Hilfsprojekten in Mexiko und Indonesien, die aufgrund des hohen Milchpreises gekürzt oder ganz eingestellt werden mussten. (Red.)

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