Grasser hat seinen „Hauptjob“ gefunden

(c) AP (Ronald Zak)
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Ex-Verbund-Chef Haider und Grasser werden die Beteiligungsfirma „Meinl International Power“ leiten.

Wien (ps).Das ganze Land hat bei der Jobsuche mitgefiebert. Immer wieder hat Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (38) Neugierige mit den Worten vertröstet, „in den nächsten Wochen“ werde sich sein „Hauptjob“ schon entscheiden. Er müsse sich bis Ende Mai zwischen einem „Job in der Industrie, bei einer Private-Equity-Firma oder einem Posten als Investmentbanker entscheiden“, hatte Grasser zuletzt öffentlich erklärt als er zum Aufsichtsratschef der kleinen österreichischen Fondsgesellschaft C-Quadrat bestellt wurde. Das war Ende April. Positionen in London, Paris oder Moskau wurden damals kolportiert. Ende Mai war von dem prestigeträchtigen „Hauptjob“ noch immer nichts zu sehen. Und langsam wurde absehbar, dass Grasser in Wien bleiben würde.

Am Mittwoch berichtete Grasser dann von seiner neuen Lebensvision: „Selbstständigkeit und an einem Unternehmen beteiligt sein“, sei stets sein Ziel gewesen. Keine Rede mehr vom Traum von der internationalen Hochfinanz oder einem Spitzenjob in der Industrie. Doch diesmal bleibt es nicht bei der Ankündigung: Grasser wird künftig ein Drittel an der Managementgesellschaft „Meinl International Power“ halten und wird diese Gesellschaft auch leiten. „Ja. Das ist mein Hauptjob“, antworte Grasser auf die Frage eines Journalisten. Endlich ist das Geheimnis gelüftet.

Firma will Kraftwerke in Osteuropa bauen

„Meinl International Power“ wird in Osteuropa und der Türkei in Kraftwerksprojekte investieren und soll demnächst an die Wiener Börse gebracht werden, erzählte Julius Meinl, Chef der gleichnamigen Wiener Investmentbank. Details zum Börsegang wollte er aber noch nicht verraten. Neben Grasser hat Meinl auch Hans Haider, den langjährigen Generaldirektor des Verbund mit an Bord geholt. Haider wird Aufsichtsratschef der künftig börsennotierten „Meinl International Power“. Gesteuert wird diese Gesellschaft von Grassers Managementfirma, die für Verwaltung der Beteiligungen eine Managementgebühr von 0,5 Prozent des Portfoliowertes verrechnen wird. Das Modell gleicht den ebenfalls börsennotierten Gesellschaften Meinl European Land und Meinl Airports International. Und dieses Geschäftsmodell ist durchaus lukrativ: Die für Meinl European Land zuständige Managementgesellschaft hat im Vorjahr 2,1 Mio. Euro an Verwaltungsgebühr verrechnet. Die Meinl Bank verdient kräftig an den Börsegängen und Kapitalerhöhungen der Publikumsgesellschaften und berät diese auch bei der Suche nach Kaufobjekten, wofür natürlich auch Spesen anfallen.

Vorbild: Meinl European Land

Während die Aktie von Meinl Airports International mangels Flughafen-Investment bislang dahin dümpelt, war die Immobilienaktie Meinl European Land in den vergangenen Jahren eine Kursrakete. Den Fehler der flügellahmen Airports-Aktie will Meinl nicht wiederholen: „Wir werden beim Börsegang schon konkrete Projekte haben.“ Mittelfristig könnte Meinl International Power die immerhin bereits über sechs Mrd. Euro schwere Immobiliengesellschaft überflügeln, meinte Julius Meinl. Denn in Osteuropa stehen gigantische Investitionen in den Ausbau der Stromerzeugung an.

Meinl Power International möchte Energieversorgern helfen, neue Kraftwerke zu errichten, erklärte Haider. Grasser soll dabei den Kontakt zu den Regierungen pflegen, Haider sein Know-How aus der E-Wirtschaft einbringen und Meinl für die Finanzierung sorgen. Kommentar auf Seite 39

JOBSUCHE BEENDET

Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat nach monatelanger Suche seine Haupttätigkeit gefunden: Gemeinsam mit Ex-Verbund-Chef Hans Haider wird er für die Meinl Bank die neue Energie-Beteiligungsfirma „Meinl International Power“ leiten. Die Gesellschaft soll demnächst an die Wiener Börse gebracht werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2007)

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