Konzentration: BA-CA heißt im Osten bald überall UniCredit

(c) APA (Robert Jaeger)
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Das „Backoffice“ geht nach Rumänien, das Treasury nach München und London. Die BA-CA in Wien ist nur noch für das Osteuropageschäft letztverantwortlich.

wien.Die Integration der UniCredit-Bankengruppe läuft wesentlich schneller als geplant. Nach der Divisionalisierung der aus UniCredit, HVB und Bank Austria-Creditanstalt (BA-CA) bestehenden Gruppe bildet nun die Verlagerung von IT-Aktivitäten nach Rumänien einen der nächsten Schwerpunkte. Konkret wird das konzernweite „Backoffice“ für Konsumentenkredite und Kreditkarten nach Rumänien verlagert. Gedacht ist auch, für derartige Produkte konzernweite „Produktfabriken“ zu schaffen.

UniCredit-Chef Alessandro Profumo hat kürzlich beim UniCredit „Capital Markets Day“ in Mailand erklärt, die „Redimensionierung“ der HVB und der BA-CA sei „im Plan“, die Divisionalisierung praktisch abgeschlossen. Wie berichtet wird das österreichische Privatkunden- und Kleinbetriebegeschäft künftig von Mailand aus gesteuert, für das Geschäft mit großen Industriekunden ist die HVB in München zuständig.

Konzernfunktionen gestrafft

Die BA-CA in Wien ist nur noch für das Osteuropageschäft (das allerdings einen wesentlichen und schnell wachsenden Teil der UniCredit-Gruppe ausmacht) letztverantwortlich. Freilich bald nicht mehr unter ihrem alten Namen: Das „Rebranding“, also die Umbenennung auf UniCredit, sei in Osteuropa eines der wichtigeren Konzernziele, sagte Profumo. Man wolle einen einheitlichen Auftritt.

Aus Kostengründen werden Konzernfunktionen gestrafft, was weitere „Abwanderungen“ unter anderem auch aus Wien bedeutet. So wird etwa, wie der Chef der Global Banking Division der Gruppe, Paolo Fiorintino, beim „Capital Markets Day“ sagte, Rumänien zu einem Konzern-IT-Zentrum ausgebaut. Hier wird, wie erwähnt, das konzernweite „Backoffice-Kompetenzzentrum“ für Kreditkarten und Konsumkredite angesiedelt. Aus Kostengründen: Ein IT-Mitarbeiter der Gruppe kostet in Rumänien im Schnitt 13.000 Euro im Jahr, in Österreich und Deutschland mehr als 60.000.

Konzentriert werden im Konzern aber auch andere Bereiche. So wird die Abwicklung von Treasury-Produkten (Liquiditäts-, Zins- und Währungsmanagement) künftig in den „Treasury Hubs“ München und Singapur konzentriert. Auch Wien muss seine Aktivitäten dorthin abtreten.

Die Abwicklung von strukturierten Finanzierungen (Structured Loans, das sind relativ komplizierte Finanzkonstruktionen für Unternehmensfinanzierungen) wandert in die beiden „Hubs“ London und New York, auch hier muss Wien seine entsprechenden Aktivitäten abtreten.

Im Vorjahr hat die Gruppe schon Synergien im Ausmaß von 150 Mio. Euro gehoben, davon nur ein Zehntel im Backoffice-Bereich. Das wird sich durch die Verlagerungen nach Rumänien aber dramatisch ändern: Fiorentino gab die erwarteten Einsparungen im IT- und Backoffice-Bereich mit 350 Mio. Euro an, das wären 45 Prozent aller erwarteten Einsparungen. Weitere 160 Mio. Euro soll die Divisionalisierung bringen, die viele Doppelgleisigkeiten beseitigt.

Störende Kleinaktionäre

Die ist laut Profumo zwar bereits voll in Kraft, es gibt allerdings noch ein Problem: Die beiden Töchter in Deutschland und Österreich, HVB und BA-CA, sind noch eigenständige börsenotierte Aktiengesellschaften, was zumindest in der Theorie das Durchgriffsrecht der Konzerndivisionen begrenzt. Experten meinen, das sei einer der Hauptgründe, wieso UniCredit mit solcher Verve versucht, die letzten verbliebenen Kleinaktionäre hinaus zu drängen.

Der Schwung, den die UniCredit bei der Integration von HVB und BA-CA gezeigt hat, soll nun in die bevorstehende Integration der italienischen Capitalia mitgenommen werden. Dort schlummern ebenfalls gewaltige Synergiepotenziale. Die ähnlich wie bei der BA-CA gehoben werden könnten: Laut UniCredit-Unterlagen sind 34 Prozent der Capitalia-Mitarbeiter über 50 Jahre alt. Sie sind Kandidaten für die Frühpensionierung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2007)

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