Währungen: Gibt China den Yuan frei?

(c) EPA (Diego Azubel)
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Ein stärkerer Yuan könnte die überhitzte Konjunktur abkühlen.

Peking/Wien. Das chinesische Währungssystem ist einer der größten Streitpunkte zwischen der Volksrepublik China und den USA. Die Kritik an der chinesischen Regierung: Durch die fixe Parität des Yuan an den US-Dollar halte man die chinesische Währung künstlich auf niedrigem Niveau. Das fördert den Export, weil chinesische Waren am Weltmarkt günstig sind. Die Folge ist ein enormes Handelsbilanzdefizit der USA mit China. 2006 klaffte eine Lücke von 232,5 Mrd. Dollar (169 Mrd. Euro). Das ist um 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Glaubt man den Ökonomen der asiatischen Großbank United Overseas, wird sich das demnächst ändern. Denn die chinesische Regierung werde nach den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking den Yuan freigeben, prognostiziert das Institut laut Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Folge wäre eine enorme Aufwertung des Yuan. Chinas Ausfuhren verteuerten sich, die Handelsbilanzdefizite von EU und USA mit China schrumpften. Derzeit zahlt man für einen Dollar etwa 7,6 Yuan. Bis Ende 2008 werde die chinesische Währung auf zumindest 7,08 Yuan je Dollar aufwerten. In den darauf folgenden Jahren würde der Yuan wohl weiter an Wert gewinnen.

Doch warum sollte China seine Währung freigeben, wenn dies seinem Außenhandel bloß schaden würde? Vor allem um die stark überhitzte Konjunktur etwas abzukühlen, sagen Experten. Zahlreiche Ökonomen warnen bereits davor, dass sich im Reich der Mitte eine „Blase“ gebildet hat, weil die Wirtschaft zu schnell wachse. Erst kürzlich hat die Regierung das Wachstum 2006 von 10,7 auf 11,1 Prozent nach oben revidiert. Das Hauptproblem ist, dass ein großer Teil des Wachstums „kreditfinanziert“ ist, weil die Banken Kredite meist relativ unkompliziert vergeben. Kommt der Konjunkturmotor ins Stottern, könnten viele Firmen Probleme bei der Rückzahlung der Kredite bekommen. Um in diesem Fall eine Bankenkrise zu vermeiden, ordnete die chinesische Regierung im Vorjahr an, dass Banken höhere Reserven halten müssen.

„Dirty floating“ befürchtet

Auch Veronika Lammer, Währungs-Expertin bei der Erste Bank, hält eine Freigabe des Yuan für möglich – allerdings mit Einschränkungen. Sie glaubt nicht daran, dass dies schon im kommenden Jahr passieren wird, sondern erst in „ein paar Jahren“. „Generell ist eine Aufwertung aber auf jeden Fall nötig“, sagt sie. „Es kann nicht sein, dass China nur vom Export lebt“.

Doch selbst, wenn China den Yuan freigeben sollte: Einen zur Gänze am freien Markt ermittelten Wechselkurs wird es wohl noch lange nicht geben. „Wenn, wird es eher in Richtung dirty floating gehen“, sagt Lammer. Dabei interveniert die Zentralbank immer wieder – vor allem durch die Zinspolitik – um Wechselkursziele zu erreichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2007)

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