MOL: Lieber Russen als die OMV

(c) AP (Bela Szandelszky)
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Die OMV habe mit ihrem Vorgehen den „ungarischen Staat“ beleidigt, heißt es vom ungarischen Ölkonzern MOL.

Wien/Budapest (ps/APA). Dass der ungarischen Ölkonzern MOL eine Übernahme durch die österreichische OMV strikt ablehnt, ist bekannt. Um das zu betonen, hätte MOL-Sprecher Szabolcs Ferencz nicht extra nach Wien fahren müssen. Doch der Übernahmepoker der Industriechampions beider Staaten ist längst voller Symbolik.

Und so ist Ferencz am Dienstag zu einem „Hintergrundgespräch“ nach Wien gereist, um mit vielen Worten zu erklären, dass die MOL eine in einem inoffiziellen Schreiben der OMV vorgeschlagene Fusion „offiziell“ ablehnt. Zudem sei es eine „Beleidigung des ungarischen Staates“, dass der „Staatskonzern“ OMV ohne Zustimmung der Regierung in Budapest Anteile an MOL erworben habe. Im Juni hat die OMV ihren Anteil an der börsenotierten und völlig privatisierten MOL von zehn auf 18,6 Prozent aufgestockt.

„Zehn“ bessere Partner für MOL

In Finanzkreisen wundert man sich zusehends, warum die Ungarn nicht einfach mit der OMV-Spitze sprechen. Doch das Gegenteil passiert: So ließ MOL-Chef Zsolt Hernadi den Österreichern über ein Interview mit der ungarischen Zeitung „Nepsabadsag“ ausrichten, dass er einen Verkauf an einen russischen Ölriesen bevorzugen würde. Hernadi sieht „mindestens zehn“ Unternehmen, mit denen eine Partnerschaft einfacher zu bewerkstelligen wäre als mit der OMV. Als Beispiele führte er etwa die staatliche Rosneft oder Lukoil an.

Hernadi verteidigte auch das Aktienrückkaufprogramm, das schon vor dem OMV-Übernahmeversuch beschlossen worden war und nur im Nebeneffekt zur Abwehr der OMV diene. Die zurückgekauften Aktien möchte die MOL zum Teil vernichten, was zu einer Art Sonderdividende für Aktionäre führt. Nebeneffekt dieser Aktion: Der OMV-Anteil an der MOL würde sich erhöhen.

„MOL sollte OMV übernehmen“

In Wien begründete Ferencz die Ablehnung indes mit wettbewerbsrechtlichen Bedenken: So würden 20 Prozent des im österreichischen Großhandel verkauften Diesels von der MOL stammen, zusammen hätten OMV und MOL einen Marktanteil von 70 Prozent und damit eine monopolähnliche Stellung. Ähnlich sei es in Ungarn und der Slowakei.

Hauptgrund für die Ablehnung der OMV dürfte sein, dass die Ungarn, die die rentabelsten Raffinerien Europas betreiben, sich der OMV in jeder Hinsicht überlegen fühlen: „Die OMV verfügt über keinerlei Fähigkeiten, die für das Geschäft von MOL einen Wert beitragen“, so Kommunikationschef Ferencz. Nachsatz: „In einer idealen Marktwirtschaft würde MOL als effizienteres Unternehmen auf lange Sicht die OMV übernehmen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2007)

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