Übernahme: Druck auf MOL-Führung steigt

(c) AP (Ronald Zak)
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Abwehrkampf der MOL gegen OMV beschert Ungarn einen Gewinneinbruch.

wien (jaz).Nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub begibt sich OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer erst einmal auf eine Goodwill-Tour nach Ungarn. Dort will er „die aufgebauten Mauern abbauen“ und „zeigen, dass ein Zusammengehen von OMV und MOL eine win-win-Situation ist“, erklärte er am Mittwochabend vor Journalisten. An der grundsätzlichen Ausrichtung der OMV in dieser Frage ändere sich jedoch nichts. Ruttenstorfer wünscht sich eine Fusion oder Übernahme. Auch wenn er diese beiden Wörter vermeidet.

„Das ist ein langer Prozess, der sich durchaus noch einige Monate hinziehen kann. Wir stehen aber nicht unter Druck“, so Ruttenstorfer. Der Druck dürfte indes jedoch auf das MOL-Management steigen. Am Freitag gibt die MOL Halbjahreszahlen bekannt. Analysten schätzen, dass der Gewinn aufgrund der umstrittenen Rückkäufe eigener Aktien in den vergangenen Wochen um 35 Prozent niedriger ausfällt.

OMV kritisiert Aktienrückkäufe

Die MOL hat durch den Kauf eigener Aktien einen Schutzschild gegen eine Übernahme aufgebaut. Nahezu die gesamten Bargeld-Reserven sollen dafür aufgewendet worden sein. Über gehaltene und an Banken verliehene Aktien kontrolliert die MOL-Führung rund 40 Prozent der Anteile. „Als größter Aktionär stellen wir die Frage, ob es die beste Verwendung des Geldes war, eigene Aktien zu kaufen“, heizt Ruttenstorfer an. Diese Kritik dürfte in Zukunft auch von anderen Aktionären verstärkt kommen.

Den 18,6 prozentigen MOL-Anteil will die OMV behalten. Weitere Zukäufe oder ein Übernahmeangebot seien vorerst aber nicht geplant. Für letzteres sei die Zustimmung des MOL-Managements Voraussetzung. Und dieses hat dies bisher heftig abgelehnt. Diese Ablehnung kann Ruttenstorfer nicht nachvollziehen. Er sieht ein Synergiepotenzial von drei bis vier Mrd. Euro. In welchen Bereichen, möchte er nicht sagen. Zudem würde der Markt „größere Einheiten“ erfordern. „Außerdem würden wir wollen, dass das MOL-Management weiterhin ausreichend repräsentiert ist.“ Auch solle es zwei Unternehmenszentralen – in Wien und Budapest – geben.

Große Auflagen durch die EU, aufgrund der Marktstärke einer OMV-MOL, erwartet Ruttenstorfer nicht. Lediglich einige Tankstellen müssten aller Voraussicht nach verkauft und in den Raffinerien Kapazitäten an Konkurrenten vermietet werden. Die Befürchtung, dass eine der drei Raffinerien (Schwechat, Slovnaft und Szazhalombatta) verkauft werden müsse, teilt er nicht.

MOL: OMV arbeitet für Russen

Von Seiten der MOL wird indes weiterhin an der Abwehr der OMV gearbeitet. So hat die MOL-Führung die ungarische Regierung in einem Strategiepapier mit Argumenten versorgt, berichtet die Nachrichtenagentur Dow Jones. Demnach würde die OMV mit einer Übernahme der MOL den russischen Energiekonzernen Lukoil, Gazprom oder Rosneft in die Hände spielen. An einen der drei Konzerne solle eine der beiden MOL-Raffinerien verkauft werden. Dies sei bereits zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Bundeskanzler Alfred Gusenbauer vereinbart worden. Ruttenstorfer wies jeglichen Zusammenhang zwischen den OMV-Bestrebungen und russischen Konzernen zurück.

UNGELIEBTE AVANCEN

Die OMV will den ungarischen Ölkonzern MOL übernehmen oder mit ihm fusionieren. Sie rechnet mit Synergieeffekten von drei bis vier Mrd. Euro.

Die MOL-Führung lehnt dies jedoch heftig ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2007)

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