Casinos Austria: Jackpot in Südafrika

(c) AP (Kin Cheung)
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Glücksspiel. Der Konzern verkauft seine Beteiligung und erlöst 200 Mio. Euro.

wien (eid).200 Mio. Euro – das ist ein Betrag, den sich kein Konzern so leicht entgehen lässt – auch wenn er sich dafür von einer bisher profitablen Beteiligung trennen muss. Dieser „Jackpot“ winkt den Casinos Austria in Südafrika. Der größte südafrikanische Finanzinvestor Ethos hat für die an der Börse Johannesburg notierte Gold Reef Resorts Ltd (GRR) ein Übernahmeangebot im Wert von mehr als einer Mrd. Euro gelegt. Die Casinos halten an GRR 21,7 Prozent – ergibt einen Verkaufserlös von 200 Mio. Euro.

„Wir haben die Aktien von GRR um einen Durchschnittspreis von drei Rand erworben, was nicht einmal einem Zehntel des jetzt zu erzielenden Verkaufspreises entspricht – das ist ein Angebot, das man nicht ablehnen kann“, erklärt Casinos-Finanzvorstand Josef Leutgeb in einem Telefonat aus Südafrika der „Presse“. Immerhin bedeute der Erlös das Fünffache des Konzerngewinns 2006, der bei 41,6 Mio. Euro lag.

Komplettausstieg aus Südafrika

Sollte der Deal klappen, bedeutet dies den Komplettausstieg der Casinos Austria aus Südafrika nach zehn Jahren. Denn mit der GRR werden alle unter dem Dach dieser Gesellschaft geführten fünf bestehenden Kasinos (Gold Reef Dity, Garden Route, Golden Horse, Goldfields und Mykonos) sowie zwei Projekte im Bau (Queenstown und Silverstar) verkauft. „Wir gehen nicht wegen geschäftlichem Misserfolg, wir haben dort gut 25 Mio. Euro verdient“, sagt Leutgeb. Spielt vielleicht auch die Politik, die sensiblen sozialen Verhältnisse am Kap eine Rolle? Leutgeb gibt sich bedeckt, sagt nur: „Südafrika gehört nicht zu unseren Kernmärkten.“ Außerdem sei ja nicht gesagt, dass es ein Rückzug für immer ist.

Investieren im Ausland

Was werden die Casinos mit dem Jackpot machen? „Investieren.“ Die Stoßrichtung hat Konzernchef Karl Stoss bereits bei der Präsentation der Bilanz 2006 vorgegeben, indem er meinte, dass das Wachstum ausschließlich im Ausland erfolge. In Österreich haben die Casinos Austria mit den zwölf Spielbanken 2006 einen knappen Gewinn von 5,8 Mio. Euro gemacht, 2005 gab es 10,8 Mio. Euro Verlust.

Leutgeb, der im vierten Quartal mit dem Verkaufsabschluss (Closing) rechnet, nennt zwei Stoßrichtungen: Südamerika, wo die Casinos bereits in Argentinien aktiv sind und in Chile ein Spielbanken-Komplex im Bau ist, und Asien. Dort sind die Casinos derzeit nur in Goa aktiv. In Österreich ist nach dem endgültigen Aus für das Projekt Leobendorf kein Großprojekt in Sicht. „Wir investieren aber in die Modernisierung der bestehenden Spielstätten“, so Leutgeb.

Hierzulande kämpft der Konzern vor allem gegen das bröckelnde Glückspielmonopol (nur die Casinos haben Lizenzen für zwölf Spielbanken und die Lotterien bis 2012) und die wachsende Konkurrenz von Internet-Anbietern. Das jüngst aufgetauchte Gerücht, dass zumindest der ehemalige Staatskommissär Peter Erlacher davon ausgehe, dass das Monpopol spätestens 2012 falle, dementiert dieser heftig. Erlacher wechselte aus dem Finanzministerium zu den Casinos und managt dort alle Behördenkontakte. Er hat aber ein Rückkehrrecht ins Ministerium – bis 2012. „Ich habe so wie Tausende Beamte eine Karenzierung und die läuft zufällig fünf Jahre“, sagt Erlacher der „Presse“.

OUT OF AFRICA

Casinos Austria verkaufen ihre Beteiligung von 21,7 Prozent an den südafrikanischen Gold Reef Resorts, zu denen fünf Spielbanken gehören, an den privaten Investor Ethos. Das bedeutet den totalen Rückzug aus Südafrika.

Der Verkaufserlös von 200 Mio. Euro soll vor allem in Südamerika und Asien investiert werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2007)

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