Hypotheken-Krise: Deutsche Bank zittert um 30 Mrd. Euro

(c) EPA (Ronald Wittek)
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"Auch die Deutsche Bank hat Fehler gemacht", gesteht Deutsche Bank-Chef Ackermann. Kreditzusagen im Milliardenhöhe müssen neu bewertet werden.

Aufsehen erregendes TV-Geständnis. "Auch die Deutsche Bank hat Fehler gemacht, auch in dieser Krise", sagte Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann gestern Abend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner". Damit wird klar: Die Deutsche Bank ist durch die Hypothekenkrise stärker belastet, als bislang angenommen.

Opfer der Markteuphorie 

Deutschlands größte Bank sei in der allgemeinen Markteuphorie zu Jahresbeginn übertriebene Kreditengagements eingegangen. Diese könnten momentan nicht mehr weiterverkauft werden, sagte Ackermann: "Und das belastet unsere Erfolgsrechnung im dritten Quartal".

Kreditzusagen in Milliardenhöhe müssen neu bewertet werden, berichtet "spiegel.de". Insgesamt gehe es um Kredite im Volumen von 29 Mrd. Euro, sagte Ackermann: "Wir korrigieren jetzt die Werte all dieser Kreditversprechungen über die nächsten neun Monate."

"Würden uns nicht viel Freunde machen"

Wie viel die Deutsche Bank an der Krise der deutschen Mittelstandsbank IKB verdient habe, wisse er nicht, sagte Ackermann. Die Deutsche Bank hatte der IKB und ihrer ins Schlingern geratenen Gesellschaft Rhineland Funding über Jahre in großem Stil Risiko-Kredite vermittelt, hatte die "Berliner Zeitung" berichtet. Die Deutsche Bank soll demnach 20 bis 30 Millionen US-Dollar an der IKB verdient haben, bevor sie die Finanzaufsicht alarmierte. 

Während es bei Privatkunden "Teil der Beratung" sei, vor finanziellen Schwierigkeiten zu warnen, sei es bei Banken als Kunden schwierig. Diese hätten eigene Aufsichtsorgane und ein eigenes Management: "Zu sagen, um Himmels Willen, Sie gehen da ein bisschen zu weit - ich glaube, wir würden damit nicht gerade viele Freunde gewinnen."

Als Folge der Krise am US-Hypothekenmarkt finden Banken weltweit an den Finanzmärkten kaum mehr Käufer für Kreditrisiken. Viele schuldenfinanzierte Übernahme-Deals liegen daher auf Eis. So ist die Deutsche Bank an der Finanzierung der 16 Mrd. Euro schweren Übernahme der britischen Apothekenkette Alliance Boots durch US-Finanzinvestor KKR beteiligt. Dieser größte fremdfinanzierte Zukauf in Europa kommt aber nur schleppend voran.

"Keine weiteren Zeitbomben" 

Ackermann rechnet nach den beiden Krisenfällen IKB und SachsenLB mit keinen weiteren Turbulenzen am deutschen Bankmarkt: "Ich gehe davon aus, dass hier keine größeren Zeitbomben ticken", sagte Ackermann, der damit rechnet, dass die Investoren bald wieder an die Kreditmärkte zurückkehren. (Red.)

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