Mit Pizza und Cola zum Millionär

In den USA ist Mitarbeiterbeteiligung weit verbreitet: 38 Prozent der Firmen bieten Boni an.

Washington. „Und wie motivieren sie in Österreich die Mitarbeiter?“ Für David Wray, Direktor einer Lobbying-Agentur für Mitarbeiterbeteiligung in Chicago (US-Bundesstaat Illinois), gibt es kein besseres Rezept für Produktivitätssteigerung als eine Karotte vor der Nase von Angestellten in Form von Geldscheinen.

Das ist in den USA verbreitetes Denken. Die Beteiligung der Mitarbeiter am Gewinn der Firma bzw. eine Bonus-Zahlung ist in vielen Firmen selbstverständlich. 38 Prozent aller US-Firmen bieten laut einer Untersuchung des „Profit Sharing Council of America“ irgendeine Art von Gewinnbeteiligung an. Unter jenen Firmen, die an der Börse notieren, sind es gar 47,8 Prozent.

Im Durchschnitt kassierte jeder dieser Angestellten im Jahr 2006 einen Bonus in Höhe von 6876 Dollar. Das entsprach 9,5 Prozent des Einkommens. Schlagzeile machte die Investmentfirma Goldman Sachs, die vergangenes Jahr schier unglaubliche 16,5 Milliarden Dollar an ihre Mitarbeiter ausschüttete. Im Durchschnitt bekam jeder Angestellte 623.418 Dollar. In der Realität kassierten die Direktoren freilich mehrere Millionen Dollar, eine Sekretärin bekam aber noch 15.000 bis 25.000 Dollar.

Sogar in der Regierung versuchen die Vereinigten Staaten, Beamte mit der Zahlung eines Bonus zu Mehrleistungen zu motivieren. Seit einigen Jahren bietet die Administration ihren Mitarbeitern eine Sonderzahlung an, wenn sie bei Beurteilungen gut abschneiden oder gute Arbeit leisten. Pro Jahr kann ein amerikanischer Beamter damit bis zu 3000 Dollar zusätzlich verdienen.

Legende sind die Gewinnbeteiligungen in Silicon Valley im US-Bundesstaat Kalifornien. Junge Technologieunternehmen entlohnen ihre Mitarbeiter für 70-Stunden-Wochen, schlaflose Nächte und einen wochenlangen Pizza/Cola-Speiseplan mit Aktien. Microsoft hat auf diese Art und Weise im Laufe seiner Geschichte laut einer Studie etwa 10.000 Millionäre produziert, die großteils noch immer für das Software-Unternehmen arbeiten.

Die Arten der Gratifikation sind breit gestreut. Aktien bieten laut Wray nur die großen Firmen und hier wiederum in erster Linie Technologieunternehmen, und auch die nicht für alle Mitarbeiter. Die meisten Unternehmen stellen ihren Angestellten einen Scheck aus, der sich nach der Höhe des Gewinns richtet. Andere zahlen in einen Fonds oder in eine Altersvorsorge ein.

Die Bezahlung der Firmenchefs in Form von Aktienoptionen ist in den USA üblich. Im Durchschnitt beträgt das Grundgehalt 1,3 Millionen Dollar, der Bonus 3,5 Millionen Dollar. Apples Steve Job erhält beispielsweise ein Grundgehalt von einem Dollar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2007)

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