Betriebspension für alle Schweizer

Die Presse (fabry)
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Schweiz. Staatliche Pensionen sind niedrig, Firmenpensionen sichern Lebensstandard.

Lausanne/Wien.Müssten die Schweizer mit der staatlichen Pension ihr Auskommen finden, könnten sie keine großen Sprünge machen. Auch dann nicht, wenn sie vorher gut verdient haben. Denn die Höchstpension beträgt 26.000 Schweizer Franken (15.258 Euro) im Jahr. Das entspricht einer monatlichen Pension von 1296 Euro brutto. Zum Vergleich: Österreichische ASVG-Pensionisten erhalten bis zu 2590 Euro 14 Mal im Jahr. Zwar sind die Steuern in Österreich höher als in den meisten Schweizer Kantonen, das Leben ist für die Eidgenossen aber teurer.

Keine Höchstbeitragsgrenze

Dennoch werden sehr gut verdienende Schweizer zur Finanzierung der Pensionskassen stärker zur Kasse gebeten als Österreicher: Es gibt keine Höchstbeitragsgrundlage. Das staatliche System hat eine „extreme Solidaritätskomponente“, stellte der Schweizer Ex-Parlamentarier Heinz Allenspach auf einer Veranstaltung der zu Raiffeisen gehörenden österreichischen Pensionskasse Öpag in Lausanne fest. Auch Millionäre zahlen 8,4 Prozent ihres Einkommens in die Pensionsversicherung ein, erhalten aber später trotzdem nur 26.000 Franken im Jahr. In Österreich zahlt man 22,8 Prozent (Arbeitnehmer und Arbeitgeber), aber nur bis zu einem Einkommen von 3840 Euro monatlich.

Warum die Besserverdiener in der Schweiz das akzeptieren, hat laut Allenspach einen Grund: Für die Sicherung ihres Lebensstandards im Alter ist die berufliche Vorsorge zuständig. Die staatliche Versicherung, so sieht es die Verfassung vor, dient lediglich dazu, den Existenzbedarf zu decken. Für die Fortsetzung des gewohnten Lebensstandards sind die zweite und die dritte Säule des Pensionssystems (Betriebspensionen und private Vorsorge) zuständig.

Betriebspensionen haben in der Schweiz eine lange Tradition, seit Anfang der siebziger Jahre sind sie für alle Betriebe verpflichtend. Kommt der Arbeitgeber nur seiner Pflicht nach, erhält man bis zu 17.200 Franken Betriebspension im Jahr. Zwei Drittel der Betriebe zahlen aber für ihre Mitarbeiter deutlich mehr ein, als sie müssten, sodass bei vielen die Pension vor allem aus dem Topf der zweiten Säule kommt. Große Unternehmen wie Novartis, Roche oder Migros haben eigene Pensionskassen, kleinere lagern die Risken oft an Versicherungen aus.

Freiwilligkeit in Österreich

Im Vorjahr erzielten die Schweizer Pensionskassen laut Hanspeter Konrad, Direktor des Schweizerischen Pensionskassenverbands, im Schnitt eine Performance von mehr als neun Prozent. Österreichische Pensionskassen brachten es auf 6,8 Prozent.

Auch in Österreich ruht das Pensionssystem theoretisch auf drei Säulen, in der Praxis spielt nur die staatliche Pension eine größere Rolle. Zum Vergleich: Schweizer Pensionskassen verwalten 600 Mrd. Franken (352 Mrd. Euro), österreichische 13 Mrd. Euro. Öpag-Chef Johannes Ziegelbecker will zwar am System der Freiwilligkeit in Österreich festhalten, vom Gesetzgeber wünscht er sich aber steuerliche Vergünstigungen.

SCHWEIZ & ÖSTERREICH

In der Schweiz ruht das Pensionssystem auf drei Säulen: Die staatliche Pension dient der Existenzsicherung, berufliche und private Vorsorge der Erhaltung des Lebensstandards.

In Österreich ist das staatliche Pensionssystem fast allein für Existenzsicherung und Wahrung des Lebensstandards zuständig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2007)

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