Bawag: Codenamen aus Angst vor CIA

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Die Bawag International Finance, über die Gelder für die Karibik-Geschäfte flossen, sollte in Telefonaten mit dem Deckwort „Filiale Klagenfurt“ getarnt werden.

Bawag-Mitarbeiter planten, bei Telefonaten Decknamen verwendet, weil sie Angst hatten, von der CIA abgehört zu werden. Das ergab am 50. Verhandlungstag des Bawag-Prozesses die Zeugenaussage von Berthold Schmidt, Leiter der Bilanzabteilung der Bank.

Schmidt hatte im Oktober 2002 in einem Protokoll zu einer Bilanzrunde in der Bank festgehalten, dass bei Telefonaten mit Thomas Hackl in New York Codenamen verwendet werden sollten. Hackl war Leiter der Wertpapierabteilung der Bank und von 2002 bis 2004 Manager des in Konkurs gegangenen US-Brokers Refco, dem die Bawag einen Kredit über 350 Millionen gewährt hatte. "Hackl hatte damals Angst, dass Telefonate von der CIA abgehört werden", erklärte Schmidt Hackls Vorschlag, Codenamen zu verwenden. Die Refco-Zentrale sei nahe an Ground Zero, dem Ort des Terroranschlags auf das World Trade Center, gelegen.

Statt dem Wort "BIF" (Bawag International Finance) sollte der Deckname "Filiale Klagenfurt" verwendet werden. Über die BIF in Dublin flossen Gelder für die Karibik-Geschäfte Wolfgang Flöttls. Die Liquid Opportunity Plus Fonds (LOP), wo die wertlosen Uni-Bonds aus den Flöttl-Geschäften geparkt waren, sollten nur als "Fonds" bezeichnet werden. Für den Wirtschaftsprüfer der Bank wurde der Deckname "Mitarbeiter Meier" vereinbart. Man habe den Plan, Codewörter zu verwenden, dann aber doch nicht in die Tat umgesetzt, erklärte Schmidt.

"Von Verlusten nichts gewusst"

Schmidt sagte auch aus, er habe von den Verlusten durch die Karibik-Geschäfte nichts gewusst. Der damalige BAWAG-Vorstand Johann Zwettler habe ihm die Lage so dargestellt, dass Flöttl in Schwierigkeiten sei und die Bank ihm gesicherte Kredite gewähre. Der Wert der Sicherheiten, darunter wertvolle Bilder und Liegenschaften, sei höher als das Kreditvolumen. Für die Bewertung der Sicherheiten sei seine Abteilung - die Bilanzabteilung - nicht zuständig gewesen.

Die Stiftungskonstruktion in Liechtenstein, mit der die Verluste Flöttls außerhalb der Bawag-Bilanz blieben und von außen nicht ersichtlich waren, nannte Schmidt in seiner Aussage "schon etwas merkwürdig". Er habe aber gedacht, dass für die Bank und Flöttl "die optimale Lösung" getroffen worden sei, da die Verbindung des damaligen Generaldirektors Elsner und Flöttl eine "heftige, intensive" gewesen sei. Von den Verlusten erfahren habe Schmidt dann im Jahr 2001 - jedoch nicht durch die Bank, sondern durch den Wirtschaftsprüfer. 

Neben Schmidt sagte am Montag noch eine weitere Mitarbeiterin der Bilanzabteilung, Karin Valenta, als Zeugin aus.  Sie warf dem nun angeklagten Ex-Vorstand Leichtgläubigkeit vor: Dass Flöttl nach zwei großen Verlusten noch ein drittes Mal Gelder von der Bank erhalten habe, sei "nicht gescheit" gewesen: "Für mich waren sie naiv", tadelte Valenta ihre früheren Vorgesetzten. Die Bilanzen seien aber jedenfalls richtig erstellt worden, wenn die ÖGB-Garantie anerkannt sei. Nur wenige Mitarbeiter der Bilanzabteilung hätten von den hohen Verlusten gewusst. Ihre eigene Reaktion auf die Verlustnachricht beschrieb Valenta mit "extremer Panik", der dann Niedergeschlagenheit folgte. Es habe aber niemanden gegeben, dem sie sich hätte anvertrauen können. Vorstand, Wirtschaftsprüfer und  Aufsichtsratsvorsitzender wären schließlich eingeweiht gewesen.

Die Codewort-Regelung für Telefonate kannte Valenta. Sie habe das aber "kindisch" gefunden. (Red.)

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