High-Performer: Kurt Mann, 56, Geschäftsführer Bäckerei Mann.

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Backen ist Kunst - lautet das Credo von Kurt Mann, in vierter Generation Leiter des gleichnamigen Familienunternehmens.

Der „Senator“ – einer seiner vielen Ehrentitel – gibt sich gerne selbstironisch. Etwa wenn er sich mit dem Firmenslogan vorstellt: „Der Mann, der verwöhnt.“ Schließlich kann man Werbebotschaften nicht oft genug wiederholen. Auch seine Vorliebe für die Seitenblicke hat mehr als nur eine – scheinbar banale – Seite: „Ich gehe gerne und fast täglich auf Events, Networking ist gut für das Geschäft.“ Mit Promis ist Kurt Mann nicht nur auf du und du, sondern sieht sie auch als Botschafter: „Jeder, mit dem ich spreche, ist ein potenzieller Kunde.“ Zu letzteren zählen sogar gekrönte Häupter. Den König von Jordanien hat der Backkünstler gute zehn Jahre lang beliefert.

Seit Kurt Mann 1973 in den elterlichen Betrieb eintrat, hat sich das Unternehmen jedenfalls rasant entwickelt. Von 25 Mitarbeitern wurde auf über 700 aufgestockt, das durchschnittliche Umsatzwachstum liegt auch in „konservativen Jahren“ bei rund 10 Prozent. Wobei letzteres vor allem über den Filialausbau generiert wurde. Der gelernte Bäcker- und Konditormeister und seit 32 Jahren Geschäftsführer: „Unser ursprüngliches Ziel waren 25 Filialen, damit der Betrieb ausgelastet ist, derzeit stehen wir bei 65.“

Stolz ist er auch darauf, dass bereits 80 Prozent der Filialen am Sonntag geöffnet haben. „Der Sonntagseinkauf entwickelt sich bestens, an diesem Tag wird durchschnittlich mehr eingekauft und der Kunde ist geduldiger.“ Gegnern der Sonntagsarbeit erwidert er gerne, dass es wiederum 80 Prozent Studenten seien, die an Sonn- und Feiertagen Kunden „verwöhnen“.

Einen weiteren Coup landete der Trendsetter der Backwarenbranche mit einer Kooperation mit McDonald's. „Hier musste ich mich erst gegen meinen Vater durchsetzen. Er hatte Angst, dass ,die Amerikaner‘ uns ruinieren könnten.“ Als einziger Bäcker Österreichs produziert er nun seit 1977 für McDonald's die Brötchen, Insidern als „Buns“ bekannt. Seit 1996 in einer dafür neu errichteten Fabrik in Korneuburg. Von Ruin war bisher nie die Rede.

Anders sein als die anderen

Es ist der sprichwörtliche Blick über den Tellerrand, der den „Seitenblicker“ auszeichnet. In Bezug auf die Qualität seiner rund 250 Produkte (viel Butter und Bio), den hohen Produktionsstandard (schon 1985 Status „hygienisch vorbildlichster Backbetrieb Wiens“) oder die zahlreichen Marketing-Aktivitäten (siehe Brotway). „Man muss anders sein als die anderen. Erst wer die Regeln ändert, wird Sieger.“ Auch wenn er gerne betont, dass sein Betrieb durchaus konservativ geführt ist. „Meine Devise ist mindestens 70 Prozent Eigenkapital. Ich möchte gerne ruhig schlafen können.“

Dem war nicht immer so, nämlich als Kurt Mann vor drei Jahren um 27 Mio. Euro das neue Backzentrum in der Wiener Perfektastraße errichten ließ. Dieser „Meilenstein der 146-jährigen Firmengeschichte“ (Produktion inklusive Büros, Café, Lounge, Fitnesscenter und dem mit Hörstationen, 3D-Animationen, Getreideregen & Co ausgestatteten „Brotway“) bescherte ihm sehr wohl schlaflose Nächte. Drei Monate hätten weder die Qualität noch die Technik gepasst. „Ich war das erste Mal in meinem Leben nervlich am Ende. Das Ganze hat mich 12 Kilogramm und eine Operation gekostet.“ In Anbetracht der ohnehin gertenschlanken Figur des zweifachen Familienvaters – Ehefrau und Söhne arbeiten übrigens im Unternehmen mit – kann man erahnen, dass hier nicht mehr viele Reserven übrig blieben. Umso erstaunlicher rückblickend, dass trotz Produktionsausfall von einzelnen Artikeln nicht einmal Umsatzeinbußen zu verzeichnen waren.

Vielleicht liegt es ja daran, dass man auch dem restlichen Angebot in den Filialen, wo den ganzen Tag frisch (fertig)gebacken wird, nicht widerstehen kann. „Wir wollen die Kunden über alle Sinne ansprechen, sei es über den Duft oder die Atmosphäre in den Filialen. Erst wo das Auge einen Halt findet, bleibt auch der Fuß stehen.“ Muss noch erwähnt werden, dass Mann auch für seine markigen Sprüche berühmt-berüchtigt ist?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2007)

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