Studie: Reiche werden immer reicher

(c) AP (Chen Lixi)
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Millionärs-Vermögen wuchs 2006 doppelt so stark wie das der „Normal-sterblichen“.

WIEN (go).Was ist Reichtum? Nach international üblicher Definition darf man sich „wohlhabende Privatperson“ (auf Englisch: „High Net Worth Individual“) nennen, wenn man zumindest eine Million Dollar (743.000 Euro) Privatvermögen hat. Verbrauchsgüter und die selbst genutzte Villa zählen nicht dazu. Hat man 30 Mio. Dollar auf der hohen Kante, gilt man als „besonders wohlhabende Privatperson“ (beziehungsweise als „Ultra High Net Worth Individual“).

2006 waren laut dem „World Wealth Report“ der Beratungsfirma Capgemini und der Investmentbank Merrill Lynch 72.600 Menschen in Österreich zumindest einfache Dollar-Millionäre. Anders ausgedrückt: Das schicke neue Fußballstadion „Allianz Arena“ in München wäre bis auf den letzten Platz (plus ein paar Stehplätze) mit Reichen gefüllt.

Die Josefstadt voller Reicher

Die 700 Plätze im Theater in der Josefstadt würden reichen, um jene Menschen aufzunehmen, deren Privatvermögen 30 Dollarmillionen oder mehr beträgt und die Zuwächse zu diesem Wohlstand in Österreich versteuern.

In allen reichen Industrieländern wie Österreich gibt es laut Gregor Erasim von Capgemini folgende Gesetzmäßigkeit: Ungefähr jeder hundertste Erwachsene ist einfacher Dollarmillionär, von dieser Gruppe wiederum ist zirka jeder hundertste eine „besonders wohlhabende Privatperson“.

Weltweit gab es im vergangenen Jahr 9,5 Millionen Millionäre, das waren um 8,3 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Zahl der Superreichen unter ihnen stieg um 11,3 Prozent auf 94.970 Personen.

Gemeinsam hielten sie 37,2 Billionen Dollar – um 11,4 Prozent mehr als im Jahr davor. Anders ausgedrückt haben die Reichen also eine Rendite von 11,4 Prozent erzielt – und damit ihr Geld ungefähr doppelt so gut veranlagt wie Normalsterbliche, sagte Erasim.

Was ist das Geheimnis ihres Erfolgs? Riskante Anlagestrategien sind es nicht: „Die legen eher konservativ an.“ Das bestätigt eine Analyse des Finanzvermögens der Reichen: Grob gesprochen investieren sie jeweils rund 30 Prozent in Aktien, 30 Prozent in fest verzinsliche Papiere und 30 Prozent in Immobilien und alternative Investments (wie Hedge Fonds).

285 Mrd. Dollar gespendet

Bemerkenswertes Detail: Capgemini gibt zwar das weltweite Vermögen der Reichen an – nicht aber jenes, das die reichen Österreicher halten. Warum dies? „Das hätte zu viel Brisanz“, sagte Erasim mit Verweis auf die Debatte um die Einführung einer Vermögenssteuer und der Abschaffung von Erbschafts- und Schenkungssteuer. So erklärt sich, wieso der „World Wealth Report“ heuer erstmals anführt, wie viel Geld die Reichen spenden: nämlich rund 285 Mrd. Dollar oder nicht ganz ein Prozent des Gesamtvermögens. Übrigens: Wer aus eigener Kraft reich geworden ist, spendet doppelt so viel wie der reiche Erbe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2007)

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