Launisch - aber ohne Reue

K
leine Launen sollte man sich leisten dürfen, ohne große Erklärungen - und vor allem ohne Reue. Wer will schon lebenslang auf lauwarmer Mittelstufe dahinköcheln. Womit wir schon dort wären, wo ich hinwollte - ja, ich bin heute ziemlich ungeduldig -, beim Fressen, das bekanntlich immer zuerst kommt. Nur statt bärtiger Brecht-Moral muss sich bei mir meist die Kunst hintan stellen. Und nicht nur bei mir, blickt man nach Wien und Kassel. Soll letzteres nordhessisches Städtchen zur "documenta 12" 2007 doch tatsächlich vom spanischen Chemie-Kocher Ferran Adrià beglückt werden, der dann dem aus aller Welt zur Kunst aus aller Welt angereisten Kunstjetset Algenkrokant als Kunst verkaufen soll. Also Bon Appetit, den man auch ausgezehrten Szene-Wienern wünschen kann, die sich ab heute wieder, weil neu eröffnet, im MAK-Café sehen lassen dürfen.

Soweit zum Futter also. Strikt nach Drehbuch jetzt also zur Kunst: Schließlich sind es 21 Galerien, die heute von 17 bis 22 Uhr in der Wiener Innenstadt zum Rundgang laden - von Artmark (Singerstraße 17) bis zu "V & V" (Bauernmarkt 19), um nur, wie es "documenta 12"-Chef Buergel gerade tat, die alphabetisch Exponierten zu nennen. Auch in die Kunsthalle könnte man gehen, wo um 19 Uhr "Black Brown White" mit Fotografie aus Südafrika eröffnet.

Zickig oder nicht, ich werde das heute alles eiskalt an mir vorübergehen lassen. An einem Radicchioblatt nagen. Und auf eine weiße Wand starren. Völlig ohne Reue, habe ich mir jedenfalls vorgenommen.

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