Neben den anerkannten Atommächten existiert eine Reihe faktischer - deren Nuklearprogramme liegen im Dunklen.
20.09.2017 um 17:11
Seit 1970 verbietet der Atomwaffen-Sperrvertrag (NPT) allen Staaten außer den "legalen" Atommächten Russland, USA, Frankreich, China und Großbritannien den Bau bzw. Erwerb von A-Waffen und Weitergabe militärischer Nukleartechnik. 189 Länder sind im NPT. Im Bild: US-Außenminsiter Henry Kissinger und Mao Tse-tung 1973
Die USA entwickelten während des 2. Weltkriegs die erste Atombombe - ursprünglich aus der Angst heraus, das Dritte Reich könnte sie zuerst fertigstellen und im Krieg einsetzen. Die Vereinigten Staaten sind bisher die einzige Nation, die Kernwaffen gegen ein anderes Land eingesetzt hat: Im August 1945 griffen sie die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki an.
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Die Sowjets wollten mit der Entwicklung nuklearer Waffen ein Gleichgewicht zum Arsenal der USA schaffen. Das führte zum Rüstungswettlauf zwischen den beiden Staaten. Die UdSSR entwickelte die größte Bombe, die jemals gebaut wurde. Die Sowjetunion testete ihre erste Kernwaffe 1949 (im Bild die erste Atombombe). Wichtige Forschungsergebnisse aus dem amerikanischen Projekt gelangten durch Spionage in den damaligen Ostblock.
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Nach dem 2. Weltkrieg war den USA daran gelegen, dass eine unabhängige Atommacht in Europa existiert, um die Sowjetunion in Schach zu halten. Seit 1997 veröffentlicht Großbritannien keine Bestandsberichte zu seinem Kernwaffenprogramm mehr. Entgegen offiziellen Stellungsnahmen soll Großbritannien gemeinsam mit den USA an der Entwicklung neuer Kernwaffen arbeiten. Im Bild: Der Nuklearkomplex Sellafield an der irischen See.
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Die atomaren Ambitionen Frankreichs wurden unter Charles de Gaulles Anfang der 1960er Jahre geweckt. Seit 1965 soll Frankreich zunächst mit atomaren Waffen bestückte Flugzeuge gestellt haben. Einige Jahre später folgten Abschussrampen und Atom-U-Boote. Der damalige Präsident Jacques Chirac (Bild) drohte im Januar 2006: Wer als Staatsführer Frankreich mit terroristischen Mitteln angreife oder den Einsatz von Massenvernichtungswaffen auch nur erwäge, müsse sich auf eine "entschlossene und angepasste Antwort" einstellen, die konventionell oder auch "anderer Art" sein könne.
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China ist seit 1962 Atommacht und hat angekündigt, innerhalb weniger Jahre ein ebenso großes Arsenal zu haben wie die USA. Die Volksrepublik testete bislang 23 Atomwaffen oberirdisch, 22 unterirdisch. Das Testgelände liegt bei Lop Nor in Sinkiang. Im Bild: Die Langstreckenrakete March-5 Y2, die vom Test-Center in Wenchang abhebt.
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Neben den offiziellen Atommächten gibt es auch einige "faktische Atommächte". Die sind entweder im Atomwaffensperrvertrag nicht als Staaten mit Kernwaffen aufgeführt oder sie sind dem Vertrag nicht beigetreten, verfügen aber trotzdem über Kernwaffen. Im Bild: Soldaten der pakistanischen Luftwaffe
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Indien Land trat dem NPT nie bei, weil es China fürchtet, mit Pakistan seit 1947 im Kriegszustand ist und den NPT für diskriminierend hält. Der erste Atomtest fand 1974 statt. Nun hat Indien wohl 110 bis 150 Sprengköpfe, die mit ballistischen Raketen (z. B. "Agni") und Bombern befördert werden können. Im Bild: Eine indische Agni-IV-Boden-Boden-Rakete bei der Militärparade zum Nationalfeiertag im Jahr 2012
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Indiens Atompläne befeuerten jene Pakistans, das dem NPT ebenso fernblieb und heimlich an der "islamischen Bombe" baute. 1998 zündete es die ersten Atombomben. Pakistans Arsenal dürfte aus bis zu 100 Stück bestehen; Träger für die nuklearen Waffen sind Flugzeuge und Raketen. Im Bild: Test einer Shaheen-1-Mittelstreckenrakete.
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Teheran betrieb seit den 80ern undeklarierte Nuklearaktivitäten, von denen viele fürchten, sie dienten militärischen Zwecken. Der Iran streitet das ab. Derzeit dürfte Teheran keine funktionierende Atomwaffe besitzen, vor allem Israel fürchtet aber, dass Teheran demnächst so weit sein könnte. Überlegungen diesem Entwicklungsschritt mit einem militärischen Schlag zuvor zu kommen, standen eine Zeit lang im Raum. Der Atomvertrag von Wien schob den iranischen Bemühungen aber einen Riegel vor - zu Gunsten wirtschaftlicher Vorteile. Im Bild: Zwei Jahre nach dem Atomdeal mit dem Iran, zeigen US-Amerikaner vor dem Weißen Haus, was sie davon halten - im Gegensatz zu US-Präsident Donuld Trump.
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Pjöngjang betrieb seit den 60er-Jahren mit Hilfe Chinas und der UdSSR ein Atom-Programm, das auch Kontakte zu Pakistan und dem Iran aufweist. Im Oktober 2006 sorgte Nordkoreas damaliger Staatschef Kim Jong Il mit einem unterirdischen A-Test für Aufregung. Auch unter seinem Nachfolger Kim Jong-un wurden 2012 angeblich Atomtests durchgeführt. Nordkorea soll sechs bis 13 Atombomben haben. In der ersten Jahreshälfte 2017 verschärfte sich der Konflikt. Nodkorea testete unter anderem auch eine Wasserstoffbombe und zeigte bei Raketentests, dass das Regime auch Japan und das US-Überseegebiet Guam treffen könnte.
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Im November 2006 hat Israels damaliger Premier Ehud Olmert Israel in einem Interview wie nebenbei in die Liga der Atommächte gereiht. Aber bereits in den 1950er.Jahren soll Israel über eine A-Bombe verfügt haben. Entsprechende Gerüchte könnte das Land auch selbst gestreut haben, um Furcht unter seinen arabischen Nachbarn zu verbreiten. Spätestens ab 1961 soll die deutsche Regierung von Israels Atomprogramm gewusst haben. Im Jahre 1967 war nach Expertenmeinung die erste israelische Atombombe fertiggestellt. Den Sperrvertrag hat das Land bis heute nicht unterzeichnet, sein Atomprogramm liegt im Dunklen.
Mit dem Eingeständnis 2006 sorgte Olmert für einige Aufregung, denn fast 50 Jahre lange blieb das Land seiner Vernebelungstaktik treu. Hintergrund der Geheimhaltung war die anfängliche Ablehnung der USA gegen Israels Atomprogramm. Sie sorgten sich vor einem Wettrüsten in Nahost. Erst in den 70ern, als Israel wohl schon ein Dutzend Atombomben besaß, stimmten die USA zu - vorausgesetzt, Israel würde den Besitz der Waffen nie öffentlich zugeben.
Geschichte der nuklearen Bewaffnung
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