Die Raucher-Front bröckelt

RAUCHFrei. Kettenraucherin Königin Margarethe wechselt die Seiten. Heute ist Nichtrauchen schick. Mit wenigen Ausnahmen.

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ie Fraktion prominenter Nichtraucher hat seit Frei tag ein neues Mitglied: Königin Margarethe II. von Dänemark. Bis vor ein paar Tagen gehörte sie noch zum Club der hartnäckigen Kettenraucher, denn die 66-jährige Monarchin ist bekannt dafür, auch in der Öffentlichkeit zu rauchen - ganz gegen die höfische Etikette. Ihr persönlicher Beitrag zur Debatte um den Schutz von Nichtrauchern lautete stets: "Wo ein Aschenbecher ist, da rauche ich".

Am Freitag gab der Kopenhagener Hof aber überraschend bekannt, die Königin wolle sich nun doch dem Kampf gegen ihre Nikotinabhängigkeit stellen. In einem ersten Schritt will sie zumindest bei öffentlichen Auftritten nicht mehr zur Zigarette greifen.

Einer der auch in Zukunft nicht auf die Zigarette verzichten will, ist Johannes "Juppi" Heesters. Der niederländisch-deutsche Operettensänger wird Anfang Dezember 103 Jahre alt und greift nach wie zum Glimmstengel. Ein Laster, das ihm die Öffentlichkeit nachsieht. Am 5. Dezember feiert er im Wiener Konzerthaus seinen Geburtstag und wird, wie früher, hinter - und vielleicht auch auf - der Bühne eine oder mehrere Zigaretten rauchen.

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in peinlicher Ausrutscher passierte der heimischen Liedermacherin Stefanie Werger bei der Präsentation ihres autobiografischen Buches "Ich rauche". Die 55-jährige Sängerin und Autorin von (Diät-)Ratgebern und Katzengeschichten steht in ihrem Buch 104 Seiten lang selbstbewusst zu ihrem Rauchkonsum. In einer Radioshow gestand sie aber auch, ihren an Lungenkrebs erkrankten Kollegen und Jahrzehntelangen Kettenraucher Georg Danzer zu ihrer Buchpräsentation ins Restaurant "Fromme Helene" eingeladen zu haben. Das war aber schon Wochen nach dem Bekanntwerden seiner Diagnose.

Werger, deren Stimme die unzähligen Zigaretten anzuhören sind, fordert in ihrem Buch mehr Toleranz gegenüber Rauchern und wehrt sich als "mündige Frau mit selbstbewussten Argumenten" gegen radikale Raucherhatz und Ausgrenzungsstrategie der jüngsten Zeit.

Danzer konzentriert sich seit seiner Mitte August gestellten Diagnose Lungenkrebs auf Aufklärungs- und Hilfsaktionen in der Lungenkrebs-Vorsorge. Er habe seit seinem 13. Lebensjahr geraucht und erst vor drei Jahren seine Suchtkrankheit überwunden. Ob das Karzinom in seiner Lunge durch den jahrzehntelangen Zigarettenkonsum bedingt sei, wäre nicht feststellbar, "es ist aber naiv zu sagen, das muss wo ganz anders herkommen".

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anzer, der am 6. Oktober seinen Sechziger gefeiert hat, ist seit Donnerstag prominenter Kopf der ersten Selbsthilfegruppe, die rund 3600 österreichischen Lungenkrebskranken Unterstützung bieten will. So wie Danzer sich das Rauchen abgewöhnte, schafften das auch Spitzenkoch Manfred Buchinger ("Mit der Geburt des ersten Sohnes") und die deutsche Schauspielerin Veronika Ferres von einem Tag auf den anderen. Ferres wurde danach von einer Stuttgarter Nichtrauchervereinigung sogar zur "Ex-Raucherin 2001" ernannt.

Von der heimischen Pro-Glimmstengel-Fraktion weiterhin nicht vertreiben lassen wollen sich unterdessen Wolfgang Böck und Marianne Mendt. Die beiden rauchen aus Überzeugung. Verständnis für Nichtraucher haben sie aber - zumindest um einiges mehr als Werger - natürlich trotzdem.

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