Second Life: Österreich Version 2.0 ist online

Österreich hat 65.000 m2 und kostet 1250 Euro – im Second Life. Eine Web-Agentur will das Land der Berge in der virtuellen Parallelwelt populär machen.

Zugegeben, die ersten waren wir wieder einmal nicht. Es war nicht Österreich, sondern Schweden, das in der virtuellen Welt des Onlinespiels Second Life (SL) die erste Botschaft eröffnet hat. Auch hat sich nicht das offizielle Österreich, sondern eine private Agentur dazu entschlossen, eine Repräsentanz der Alpenrepublik im Paralleluniversum des SL zu errichten. Das fünfköpfige Team von Next-Horizon hat in Second Life eine Insel mit 65.000 (virtuellen) Quadratmetern erworben und baut darauf gerade die „Erlebniswelt Austria“.

Zweites leben: Online

Second Life (SL) ist eines der bekanntesten Massive-Multiplayer-Onlinespiele. In SL geht es nicht um das Bekämpfen von Gegnern, es wird schlicht gelebt. Die Spieler streifen als „Avatare“ durch die virtuelle Welt und können mit anderen kommunizieren. Die soziale Interaktion und die Möglichkeit, die Welt – inklusive des eigenen „Ichs“ – frei zu gestalten, machen für viele den Reiz von SL aus. SL selbst ist bis auf „Immobilienkauf“ gratis.

Virtuelle Parallelwelt

Second Life ist – so viel für alle, die mehr in der realen Welt zu Hause sind – eine Onlineplattform, in der sich jedermann als virtuelle Figur („Avatar“) frei bewegen und mit anderen kommunizieren kann. Alle Gegenstände lassen sich – im Prinzip – selbst herstellen. Wer wenig Zeit oder Geschick hat, kann von anderen Avataren kaufen. Die dabei gebräuchliche Währung Linden-Dollar (nach der Betreiberfirma Linden Labs) ist echtes Geld wert, aktueller Kurs: etwa 270 Linden- für einen US-Dollar.

Einzelne User wie die Deutsch-Chinesin Ailin Gräf alias Anshe Chung wurden im SL sogar Millionäre – in echten Dollar. Und immer mehr Bewohner verdienen haupt- oder nebenberuflich Geld in SL. So viele, dass in den USA laut über eine Besteuerung dieser Einkünfte nachgedacht wird.

Wirtschaftlich interessant ist die Parallelwelt mit ihren drei Millionen registrierten „Bewohnern“ aber vor allem als Werbeplattform: Unternehmen eröffnen Schauräume, Verlage bringen Zeitungen heraus, und Künstler wie Politiker wollen mit Auftritten in der virtuellen Welt ihre Popularität steigern. Was für Toyota, Adidas, Reuters, den US-Kongress oder Suzanne Vega recht ist, ist für Österreich nur billig – wenn auch nicht gratis: Das Austria-Eiland kostete rund 1250 Euro plus 230 Euro monatliche „Grundsteuer“ – die Betreiber von Second Life müssen auch leben.

No Kängurus in Austria

Zentraler Punkt der Erlebniswelt Austria ist ein Österreich-Haus, in dem als Art begehbarer Wikipedia-Eintrag Wissenswertes zu Geschichte, Geografie und Gesellschaftsordnung der Alpenrepublik präsentiert wird. Wie in der realen Welt werden auch im SL bekennende „Austrians“ oft fälschlich mit dem Kontinent Down Under in Verbindung gebracht. Eine Beobachtung, die Projektinitiator Robert Sonnleitner nach eigenem Bekunden auf die Idee der Austria-Plattform gebracht hat.

Kängurus laufen dem Besucher auch in Second-Life-Austria nicht über den Weg. Dafür kann er Nachbildungen von Sehenswürdigkeiten wie Riesenrad oder Donauturm bewundern. Obwohl vieles noch „under construction“ ist, berichtet Sonnleitner bereits von interessierten Anfragen von Avataren, die durch Sightseeing im virtuellen Austria Lust bekommen haben, das reale Vorbild zu besuchen.

Schönbrunn bis „Dritter Mann“

Als Vorgeschmack auf einen Österreich-Trip soll in Zukunft ein Spaziergang durch Schönbrunn ebenso möglich sein wie ein Abtauchen in das Wiener Kanalnetz.

Austria will aber auch Eindrücke abseits der gängigen Klischees vermitteln. So ist auf der Insel eine Veranstaltungshalle geplant, in der mit Bild- und Fotoausstellungen, Lesungen und Konzerten der heimischen Kunst- und Kulturszene ein zweites Leben eingehaucht werden soll.

Und natürlich soll Austria auch Plattform für österreichische Unternehmen sein, die sich und ihre Produkte der SL-Community präsentieren wollen – vorausgesetzt, sie lassen dafür ein paar Linden-Dollar springen.

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