Ägypten: Islamist Mursi will engere Beziehungen zu Iran

Mursi will engere Beziehungen
Mursi will engere Beziehungen(c) REUTERS (MOHAMED ABD EL GHANY)
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Unter dem Jubel seiner Anhänger wurde der Muslimbruder zum Wahlsieger gekürt. Nun will der neue ägyptische Präsident ein "strategisches Gleichgewicht mit dem Iran" schaffen. EU und USA sprechen von einem "Meilenstein".

Der neu gewählte ägyptische Präsident Mohammed Mursi hat in einer ersten Ansprache versöhnliche Töne angeschlagen. Mehrfach kündigte er unter dem Jubel seiner Anhänger an, der "Präsident aller Ägypter" sein zu wollen. Sonntagabend versprach Mursi die Einhaltung aller internationaler Verträge und würdigte die Revolution des vergangenen Jahres, die den Sturz von Ex-Machthaber Husni Mubarak bewirkt hatte. "Die Freiheit hatte eine hohen Preis", sagte er. "Ich verspreche, dass ich alles tun werde, dass das Blut der Märtyrer nicht vergeblich vergossen wurde."

Völlig neue Töne schlug er dagegen in einem am Montag veröffentlichten Interview der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Fars an. Demnach betonte er, die Beziehungen zum Iran ausweiten zu wollen, um ein strategisches Gleichgewicht in der Region zu schaffen. "Dies ist Teil meines Programmes", zitierte Fars den Politiker. Nach Angaben der Agentur fand das Interview am Sonntag wenige Stunden vor Bekanntgabe des Ergebnisses der Präsidentenwahl statt.

"Meilenstein" für Ägypten

Als einer der ersten gratulierte US-Präsident Barack Obama Mursi telefonisch zur Wahl. Das ägyptische Volk beglückwünschte er zu "diesem Meilenstein auf dem Weg zum demokratischen Übergang". Obama freue sich auf die Zusammenarbeit mit Mursi und der künftigen Regierung "auf der Basis gegenseitigen Respekts, um die vielen gemeinsamen Interessen Ägyptens und der USA zu fördern", hieß es in einer Erklärung des Weißen Hauses.

Von einem "Meilenstein" sprach auch die Europäische Union in ihrer Gratulation an Mursi. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton begrüße den friedlichen Verlauf der Präsidentenwahl, sagte ihre Sprecherin am Sonntagabend. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon vertraut laut einer in New York verbreiteten Erklärung darauf, dass Mursi "keine Mühen scheut, um sicherzustellen, dass das Volk Ägyptens die Hoffnungen auf mehr Demokratie, die Achtung der Menschenrechte und auf ein stabiles Land für alle Bürger umsetzt".

Israel hofft laut Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Ägypten und den weiteren Bestand des Friedensvertrags zwischen beiden Ländern. Auch der Oberste Militärrat, der seit Mubaraks Sturz in Ägypten herrscht, gratulierte dem islamistischen Wahlsieger.

Jubel am Tahrir-Platz

Mursi setzte sich bei der Stichwahl mit knappem Vorsprung gegen den früheren Luftwaffenchef Ahmed Shafik durch. Damit behaupteten die religiös konservativen Muslimbrüder ihre führende Position auch in der Präsidentenwahl. Nach Angaben der staatlichen Wahlkommission vom Sonntag vereinigte der Kritiker des früheren Mubarak-Systems rund 52 Prozent der Stimmen auf sich. Shafik erhielt 48,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 51 Prozent.

Es war die erste Präsidentenwahl in Ägypten seit dem Sturz von Mubarak im Februar 2011. Auf dem Tahrir-Platz im Zentrum Kairos hatten sich seit dem Vormittag Tausende Anhänger Mursis versammelt. Als das Ergebnis verkündet wurde, brach Jubel aus. Die Muslimbrüder hatten sich seit Tagen immer wieder versammelt, um ihren Kandidaten zu unterstützen und gegen den Militärrat zu protestieren. Dieser hatte sich nach der Auflösung des von muslimischen Abgeordneten dominierten Parlaments weitreichende Befugnisse von der Volksvertretung übernommen.

Das neue Staatsoberhaupt soll am Sonntag sein Amt in dem bevölkerungsreichsten arabischen Land antreten.

(Ag./Red.)

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