Banken: Spanien geht offiziell betteln

Banken Spanien geht offiziell
Banken Spanien geht offiziell(c) REUTERS (SUSANA VERA)
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Spanien wird vom EU-Rettungsschirm 60 bis 100 Milliarden Euro für seine Banken erhalten. Die Eurohilfen können der Regierung zufolge in drei bis vier Monaten an die Geldhäuser fließen.

Wien/Madrid/Jil/Ag. Es wird ernst: Die spanische Regierung hat am Montag einen offiziellen Antrag auf Hilfsgelder für die Banken des ohnehin schuldengeplagten Landes an Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker geschickt – einen Bettelbrief quasi.

Spanien ist damit nach Griechenland, Irland und Portugal das vierte Land, das den Euro-Rettungsfonds anzapft. Eine genaue Summe wird in dem Schreiben nicht genannt. Sie werde aber so groß sein, dass sie den Bedarf decke sowie ein Sicherheitspolster beinhalte, erklärte Wirtschaftsminister Luis de Guindos. Er hofft, dass die Summe zusammen mit den Bedingungen für die Hilfen bis zum 9. Juli festgezurrt werden kann. Grundlage für die spanische Summe soll das vergangene Woche vorgelegte Ergebnis einer Untersuchung durch private Wirtschaftsprüfer sein, bekräftigte De Guindos. Diese haben eine Kapitallücke von maximal 62 Milliarden Euro ermittelt. Andere Schätzungen gehen von bis zu 100 Mrd. Euro Kapitalbedarf aus.

Die Eurohilfen können der Regierung zufolge in drei bis vier Monaten an die Geldhäuser fließen. Allerdings: In dringenden Fällen seien auch vorübergehende Stützungsmaßnahmen möglich. Spaniens Banken kämpfen nach dem Platzen einer Immobilienblase mit einem Berg an faulen Krediten. Dabei geht es Regierungskreisen zufolge vor allem um die verstaatlichten Institute Bankia, CatalunyaCaixa, NovaGalicia and Banco de Valencia. Diese Institute könnten möglicherweise schon im Juli rund 40 Milliarden Euro benötigen.

Fitch stuft Zypern auf Ramsch

EU-Währungskommissar Olli Rehn erwartet eine endgültige Einigung mit Spanien binnen weniger Wochen. Aber mit Zypern steht der fünfte Rettungsschirmkandidat schon vor dem EU-Gipfel Ende der Woche in den Startlöchern. Der Präsident des wirtschaftlich eng mit Griechenland verbundenen Staates setzte für Dienstag eine Krisensitzung aller Spitzenpolitiker an. Zypriotische Anleihen wurden von der Ratingagentur Fitch am Montag auf „Ramsch“ herabgestuft (von „BBB–“ auf „BB+“). Die Note zeigt an, dass eine Anlage in langfristige Anleihen Zyperns nach Einschätzung von Fitch spekulativ ist. Zypern ist in einer ähnlichen Lage wie Spanien. Die Herabstufung sei die Folge eines wachsenden Kapitalbedarfs der großen Geschäftsbanken, hieß es von Fitch. Die Ratingagentur geht davon aus, dass die Geldhäuser weitere Kapitalspritzen in der Höhe von bis zu vier Mrd. Euro benötigen werden.

Die EU-Kommission hielt sich am Montag zur sich verschlechternden Lage in Zypern bedeckt. Ein Sprecher von Währungskommissar Olli Rehn verwies in Brüssel lediglich auf die bereits vergangene Woche geäußerte Sorge, dass das südliche Euroland große Schwierigkeiten beim Zugang zum Kapitalmarkt habe. Zypern übernimmt kommenden Sonntag für das zweite Halbjahr 2012 von Dänemark die EU-Ratspräsidentschaft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2012)

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