Kurz vor dem EU-Gipfel hat Spanien um Hilfe aus Brüssel angesucht. Moody's hat in der Folge Banken herabgestuft - bereits zum zweiten Mal binnen weniger Wochen.
Nur wenige Stunden, nachdem die spanische Regierung offiziell um Geld aus Brüssel für ihre Banken angesucht hat, reagierte die Ratingagentur Moody's: Sie senkte in der Nacht auf Dienstag die Kreditwürdigkeit von 28 spanischen Instituten – teilweise um bis zu vier Stufen. Überraschend kam diese Nachricht allerdings nicht. Dennoch ist es die zweite Herabstufung binnen weniger Wochen.
Betroffen sind nun unter anderem die beiden größten Geldhäuser des Landes, Santander und BBVA, deren Bonität um zwei bzw. eine Stufe auf „Baa2“ und „Baa3“ gesenkt wurde. Moody's begründet ihren Schritt mit der gesunkenen Bonität Spaniens, aber auch mit der geringen Kapitaldecke der Banken.
Die spanischen Geldhäuser sitzen auf einem Berg aus faulen Krediten. Nach dem Platzen der iberischen Immobilienblase sind viele Darlehensnehmer nicht mehr in der Lage, ihre Kredite zurückzahlen. Zudem sind die Preise für Immobilien in den Keller gefallen. Weil die Liegenschaften weniger wert sind, tun sich die Banken mit einem teuren Verkauf schwer.
Das Volumen der Immobilienkredite in Spanien hat sich allein zwischen 2003 und 2009 auf 325 Mrd. Euro vervierfacht. Zwar haben die Banken bereits Vorsorgen getroffen, um drohende Verluste aus dem Geschäft mit Eigenheimen abzudecken. Dennoch klafft bei ihnen eine Kapitallücke von rund 62 Mrd. Euro, wie private Wirtschaftsprüfer ermittelt haben. Andere Quellen sprechen gar von bis zu hundert Mrd. Euro. Moody's teilte im Zuge der Herabstufung mit, dass man Spanien kaum in der Lage sehe, den Banken des Landes weiterhin finanziell unter die Arme zu greifen.
Zwar stehen die Details für die spanische Bankenhilfe noch nicht fest, wie Wirtschaftsminister Luis de Guindos am Dienstag sagte. Eines dürfte aber jetzt schon klar sein: Die maroden Institute werden wohl einen Sanierungsplan vorlegen müssen, wenn sie Gelder aus dem EU-Hilfsfonds beziehen wollen. Auch über eine Auslagerung von faulen Krediten in eine „Bad Bank“ werde nachgedacht, wie de Guindos weiter sagte.
EZB akzeptiert auch Autokredite
Damit die iberischen Banken weiterhin mit ausreichend Liquidität versorgt sind, hat die Europäische Zentralbank ihre Richtlinien zudem gelockert. Die Anforderungen an Banken, gewisse Sicherheiten bei der EZB zu hinterlegen, sind gesunken. Die Zentralbank akzeptiert nun sowohl verbriefte Hypotheken als auch Auto-, Leasing- und Verbraucherkredite als Sicherheit– das allerdings erst ab kommender Woche.
In dieser Woche besorgten sich 105 Banken aus dem Euroraum im Rahmen des wöchentlichen Hauptrefinanzierungsgeschäftes der EZB Kapital im Volumen von rund 180 Mrd. Euro. Etwas mehr als zuletzt.
Nervosität vor EU-Gipfel
Unterdessen sind die Zinsen für spanische Anleihen am gestrigen Dienstag wieder gestiegen. Bei der ersten Auktion nach dem Hilfsantrag zahlte Spanien deutlich höhere Renditen. Bei Laufzeiten von drei und sechs Monaten erreichten sie 2,36 und 3,23 Prozent und damit so viel wie seit dem November des Vorjahres nicht.
Hinzu kommt, dass der in dieser Woche stattfindende EU-Gipfel bereits im Vorfeld für Nervosität auf den Märkten sorgt.
Der große Wurf wird diesmal aber ohnedies nicht erwartet. Angedacht ist, eine Reform der Währungsunion auf den Weg zu bringen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2012)