Die Renditen für spanische Anleihen kratzen an der Sieben-Prozent-Marke. Die Regierung fordert die Euro-Gruppe auf, rasch zu handeln.
Spanien hat eingeräumt, die derzeit hohen Kosten an den Märkten zur Refinanzierung des Landes nicht über einen längeren Zeitraum stemmen zu können. "Die dringlichste Aufgabe ist die Finanzierung. Wir können uns zu den derzeitigen Preisen nicht für lange Zeit aus eigener Kraft finanzieren", sagte Regierungschef Mariano Rajoy am Mittwoch vor dem Parlament. Bei dem am Donnerstag beginnenden, zweitägigen EU-Gipfel in Brüssel will Rajoy die Staats-und Regierungschefs der Euro-Zone auffordern, die Finanzmärkte mit existierenden Instrumenten zu stabilisieren.
Rajoy kündigte diese Woche bereits an, „schon bald" neue Reformen und Sparmaßnahmen einleiten, um das Vertrauen der Anleger zurück zu gewinnen, die lahmende Wirtschaft anzukurbeln und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Obwohl Rajoy keine konkreten Pläne und Details verriet, bezeichnete er die Reformen als „hart und schwierig", aber notwendig,
Spanische und italienische Anleihezinsen steigen
Die Lage für Spanien ist weiter angespannt. Die Zinsen für 10-Jahres-Staatsanleihen sind Mittwochvormittag am Sekundärmarkt weiter gestiegen. Trotz zugesagter EU-Bankenhilfe von bis zu 100 Milliarden Euro verteuerten sich die Renditen bei den Anleihen auf 6,866 Prozent, vor zwei Tagen waren es noch 6,492 Prozent.Gegenüber Dienstag gab es in fast allen Euro-Ländern Anstiege bei den Anleihezinsen. Italienische Renditen gingen ebenfalls nach oben - auf 6,148 Prozent. Vor zwei Tagen lagen sie noch bei 5,873 Prozent. Portugal verteuerte sich leicht auf 9,675 Prozent. Österreichs Zinsen stiegen geringfügig auf 2,383 Prozent, deutsche erhöhten sich auf 1,537 Prozent.
Auch von der Konjunkturfront gibt es keine guten Nachrichten für Spanien. Die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Euro-Zone gerät immer tiefer in die Rezession, wie die Madrider Zentralbank am Mittwoch mitteilte. Die Konjunktur breche auf breiter Front ein. "Die jüngsten Informationen deuten darauf hin, dass die wirtschaftliche Aktivität im zweiten Quartal 2012 noch rascher schrumpft als in den ersten drei Monaten", betonte die Notenbank.Im ersten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,4 Prozent zurückgegangen. Eine Reihe von Indikatoren deuten nach Angaben der Zentralbank darauf hin, dass der Rückgang sich in der Zeit von April bis Juni noch beschleunigt habe.
Auch die Exportwirtschaft, die 2011 noch das Zugpferd der spanischen Wirtschaft war, zeige Schwächen. Im April gingen die Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,5 Prozent zurück. Allein der Tourismus zeige eine positive Entwicklung. Im Mai stieg die Zahl der Spanien-Urlauber im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,8 Prozent.
(Ag.)