Wiens Bürgermeister kann sich auch vorstellen, am Schloss Wilhelminenberg eine Gedenktafel für die Opfer körperlicher und psychischer Gewalt anzubringen.
Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat sich am Donnerstag für eine "Entschuldigungszeremonie" für Missbrauchsopfer in Heimen ausgesprochen. Eine solche sollte auf nationaler Ebene stattfinden, da nicht nur Wien, sondern auch andere Bundesländer bzw. andere Institutionen betroffen seien, schlug Häupl in der Fragestunde im Landtag vor. Und er versicherte: "Wir bemühen uns, alles zu tun, um den Betroffenen zu helfen."
In Wien war vergangene Woche der Endbericht jener Historikerkommission präsentiert worden, die sich mit den Zuständen in den ehemaligen großen Kinderheimen beschäftigt hat. Körperliche und psychische Gewalt, so ergaben die Recherchen, waren in diesen Einrichtungen offenbar Alltag. Häupl betonte, dass er sich bereits 2010, bei der ersten Pressekonferenz zu dem Thema, entschuldigt habe. Angesichts der seither bekanntgewordenen Fakten sei er aber der Ansicht, dass es für die Opfer auch eine spezielle Zeremonie geben sollte.
Gedenktafel am Schloss Wilhelminenberg
Die Ereignisse seien "ganz, ganz schrecklich", so Häupl, der eingestand: "Eine Wiedergutmachung werden wir nicht durchführen können." Man könne den Betroffenen aber mit Respekt gegenübertreten und ihre Geschichte ernst nehmen. Hilfe, so berichtete er, sei bereits in Form von Entschädigungen bzw. der Übernahme von Therapiekosten geleistet worden.
Die Frage, ob für ihn denkbar sei, dass am Schloss Wilhelminenberg (ein ehemaliges städtisches Kinderheim, Anm.) eine Gedenktafel angebracht wird, bejahte Häupl: "Selbstverständlich kann ich mir das vorstellen." In diesem Fall solle man aber auch auf die frühere Geschichte verweisen. Im Schloss seien etwa Kriegswaisen des Ersten Weltkrieges untergebracht gewesen: "Es war nicht immer nur ein Haus der Finsternis und des Schreckens."
(APA)