ifo-Institut sieht deutsche Wirtschaft in Wachstumspause

ifoInstitut sieht deutsche Wirtschaft
ifoInstitut sieht deutsche Wirtschaft(AP Photo/Matthias Schrader)
  • Drucken

Heuer soll die deutsche Wirtschaft nur um 0,7 Prozent wachsen. Im nächsten Jahr dürfte das BIP dann wieder um 1,3 Prozent zulegen.

Die deutsche Wirtschaft wird nach der neuen Konjunkturprognose des ifo Instituts bis zum Herbst eine Wachstumpause einlegen. Für das gesamte Jahr erwarten die Wirtschaftsforscher nur noch 0,7 Prozent Wachstum, nach 3,0 Prozent im vergangenen Jahr. Hauptgrund sei die Eurokrise, erklärte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Donnerstag in München. Eindringlich warnte Sinn vor einer europäischen Bankenunion.

Die europäischen Rettungsschirme hätten schon jetzt ein Volumen von 2,1 Billionen Euro. Die Staatsschulden von Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und Irland lägen bei 3,3 Billionen Euro, die Bankenschulden aber bei 9,2 Billionen. "Das sind Summen, die übersteigen unsere Fähigkeit als Steuerzahler total", sagte Sinn.

Die Aktionäre und die Gläubiger der Banken müssten auf einen Teil ihres Geldes verzichten, statt die Steuerzahler zur Kasse zu bitten, die damit gar nichts zu tun hätten, sagte Sinn. Er fordere die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, beim EU-Gipfel hart zu bleiben: Sonst "werden wir in den Strudel reingezogen".

Massive Verunsicherung durch Euro-Zone

Das ifo Institut erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im laufenden und im nächsten Quartal bis September mit jeweils nur noch 0,1 Prozent wächst. "Die deutsche Wirtschaft legt eine Wachstumspause ein", sagte der Leiter der ifo-Konjunkturabteilung, Kai Carstensen. Ursachen des Dämpfers seien die massive Verunsicherung durch die Eurokrise, die Rezession in Südeuropa und das langsamere Wachstum in den Schwellenländern. Erst zum Jahresende werde die Konjunktur wieder Fahrt aufnehmen.

Nach 0,7 Prozent Wachstum 2012 dürfte die deutsche Wirtschaft nächstes Jahr dann um 1,3 Prozent zulegen. In ihrer Dezember-Prognose hatten die Wirtschaftsforscher für 2012 mit 0,4 Prozent Wachstum gerechnet. Die Arbeitslosigkeit soll weiter sinken auf 2,86 Millionen in diesem und 2,82 Millionen im nächsten Jahr. Die Inflation dürfte mit jeweils 2,0 Prozent im Rahmen bleiben.

Die Prognosen seien aber mit einer sehr hohen Unsicherheit behaftet, betonte Carstensen. Sie beruhten auf der Annahme, dass der Fiskalpakt umgesetzt und die Staatshaushalte konsolidiert werden, dass Italien und Spanien weiter Kredit am Finanzmarkt bekämen und keine spanische Großbank ungeordnet zusammenbreche. Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone dagegen würde die europäische Konjunktur inzwischen nicht mehr groß beeinflussen.

Spanien und Italien weiter in der Rezession

In der Eurozone werde die Wirtschaft dieses Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen. "Ein Ende der Rezession in Spanien und Italien ist nicht in Sicht", sagte Sinn. In China verlangsame sich das Wachstum auf 8,0 Prozent, während die USA auf 2,0 Prozent zulegten, aber unter einer sehr hohen Arbeitslosigkeit litten.

Export und Bauinvestitionen dürften dieses Jahr weniger zum Wachstum beitragen, die Ausrüstungsinvestitionen sogar schrumpfen. Die privaten Konsumausgaben blieben stabil, erklärten die Wirtschaftsforscher.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

ifoChef Sinn Muessen EuroRaum
Home

ifo-Chef Sinn: "Müssen Euro-Raum gesundschrumpfen"

Ein Euro-Crash hätte "verheerende" Folgen, sagt der Starökonom. Um die Euro-Zone zu retten, müssten Griechenland und Portugal austreten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.