Türkei zieht Truppen an syrischer Grenze zusammen

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Tuerkei(c) AP (Ibrahim Usta)
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Nach dem Abschuss eines Kampfjets durch Syrien, trifft die türkische Regierung "Vorkehrungsmaßnahmen". Militärkonvois, darunter ein Raketenwerfer, und Flugabwehrwaffen werden in mehreren Städten stationiert.

Die Türkei zieht nach dem Abschuss eines ihrer Militärflugzeuge durch Syrien an der Grenze zum Nachbarland Truppen zusammen. In der Provinz Hatay würden Flugabwehrwaffen stationiert, teilten die türkischen Behörden am Donnerstag in Ankara mit. Es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Türkischen Medienberichten zufolge traf eine Militärkolonne mit etwa 30 Fahrzeugen in der grenznahen Hafenstadt Iskenderun ein. Auch würden gepanzerte Fahrzeuge in Kasernen in der Stadt Sanliurfa gebracht, berichtete die Nachrichtenagentur Anatolien. Sanliurfa liegt etwa in der Mitte der 822 Kilometer langen Grenze zwischen Syrien und der Türkei.

"Ich kann bestätigen, dass Truppen entlang der Grenze in der Provinz Hatay stationiert werden", so ein Beamter, der anonym bleiben wollte. Der Mann erklärte außerdem, dass sich die Truppen in den Regionen Yayladagi, Altinozu and Reyhanli im Süden des Landes aufhalten werden. Die genaue Anzahl der Militärs und deren Ausrüstung konnte er jedoch nicht nennen. Jedenfalls sollten aber Flugabwehrkanonen in die Grenzregion gebracht werden, wie auch der türkische Fernsehsender TRT berichtete.

Kampf gegen den "blutrünstigen Diktator"

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte angekündigt, nach dem Abschuss der F-4 "Phantom" die Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze zu erhöhen. "Jedes syrische militärische Element, das sich der Grenze nähert und ein Sicherheitsrisiko darstellt, wird als militärische Bedrohung angesehen und als militärisches Ziel bekämpft", so Erdogan am Dienstag. "Die Türkei unterstützt das syrische Volk mit allen nötigen Mitteln, bis es von Unterdrückung, Massakern, diesem blutrünstigen Diktator und seiner Clique befreit ist", fügte der Ministerpräsident hinzu. Die Einsatzrichtlinien der Armee sollten entsprechen geändert werden.

Diese Änderungen bedeuteten de facto die "Einrichtung eines Sicherheitskorridors auf türkischem Territorium" berichtete die Zeitung "Taraf" unter Berufung auf nicht genannte türkische Quellen. Erdogan erklärte, dass Syrien über anstehende Truppenbewegungen an der Grenze informiert werde.

Von Freunden zu Feinden?

Syrien und die Türkei hatten bis zum Beginn des Aufstandes gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad enge Beziehungen. Die türkische Regierung erhob aber nach der Eskalation in dem Nachbarland laut eine kritische Stimme. In der Grenzregion hat die Türkei Rebellen Unterschlupf gewährt. In die Provinz Hatay sind zudem Zehntausende syrische Zivilisten geflüchtet.

Über den Syrien-Konflikt soll am Wochenende in Genf beraten werden. Der UNO-Sondergesandte Kofi Annan hat etwa vorgeschlagen, ein Kabinett der nationalen Einheit mit Vertretern aus Regierung und Opposition zu bilden. Die Opposition lehnt dies ab, so lange Assad nicht zurücktritt.

Bombenanschlag auf Justizpalast

Auf dem Parkplatz des Justizpalastes im Zentrum von Damaskus sind unterdessen am Donnerstag zwei Sprengsätze explodiert. Drei Menschen wurden verletzt und 20 Fahrzeuge standen in Flammen, bestätigten Sicherheitskreise in der syrischen Hauptstadt. Zunächst war nicht klar, wer hinter dem Anschlag stand. Die staatliche Nachrichtenagentur SANA sowie das syrische Staatsfernsehen schrieb ihn "Terroristen" zu, womit sie die Aufständischen gegen das Assad-Regime meinen.

Augenzeugen hörten die lauten Detonationen und sahen schwarzen Rauch hochsteigen. Polizeibeamte hatten auch eine dritte Bombe gefunden, die aber nicht explodierte. An ihrer Entschärfung wurde gearbeitet. Die Aufständischen waren bisher nur im Umland von Damaskus aktiv. Am Vortag hatte ein Rebellenkommando das Studio eines regimenahen Senders 20 Kilometer südlich von Damaskus gestürmt und sieben Mitarbeiter getötet.

(APA/Reuters/AFP)

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