Rosenbauer: Vom Löschkübel zum Panther mit 1260 PS

Einst war es ein Handelshaus für Feuerwehrbedarf, dann vertrieb die Familie Rosenbauer Wasserkübel. 1919 baute man schließlich das erste Feuerwehrauto, heute dominiert das Linzer Unternehmen den Weltmarkt.

[WIEN/rie] 1260 PS, zwei C15-Motoren der Firma Caterpillar mit insgesamt 15 Litern Hubraum, Achtfach-Allrad, von Null auf 80 km/h in 22 Sekunden: 40 Prozent der Flughäfen dieser Welt haben so ein Fahrzeug oder ein ziemlich ähnliches aus dem Hause Rosenbauer in ihrer Garage stehen. Wahrscheinlich wären es 100 Prozent, wenn die Feuerwehrleute dürften, wie sie wollten. Und wahrscheinlich hätten auch ein paar vermögende Männer so ein Fahrzeug zu Hause stehen (Preis: 1,1 Mio. Euro), wenn man damit ohne Sondergenehmigung auf öffentlichen Straßen fahren dürfte.

Man darf nicht. Der Panther wurde speziell für Flughafenfeuerwehren gebaut und ist das Aushängeschild Rosenbauers. Das futuristisch aussehende Fahrzeug, das bereits mehrere Designpreise gewonnen hat, wiegt etwas mehr als 50 Tonnen – vor allem wegen der Ladung: 16.800 Liter Wasser, 2200 Liter Schaum. Und die muss der Panther, laut den internationalen Vorschriften, binnen drei Minuten an jeden Ort eines Rollfelds bringen und in weiteren zwei Minuten zur Gänze über ein brennendes Flugzeug spritzen können.

Es war ein weiter Weg, bevor das Unternehmen mit Sitz in Leonding bei Linz mit solchen Entwicklungen den Weltmarkt der Feuerwehrautos dominieren konnte. Die Geschichte der Rosenbauers – Dieter Siegel führt das Unternehmen in sechster Generation – geht zurück bis 1866. Damals gründete Johann Rosenbauer ein Handelshaus für Feuerwehrbedarf in Linz. Sohn Konrad übernahm und wollte mehr: Er stellte unter anderem Löschkübel her und gründete 1906 mit dem Techniker Heinrich Kneitschel die Firma „K. Rosenbauer & Kneitschel, Fabrik für Lösch- und Wehrgeräte und Metallwaren“.

Frau ließ erste Autos bauen

Die größte Innovation, die aus dieser Partnerschaft entstand, erlebte Konrad Rosenbauer nicht mehr: Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr hatte er 1899 mitgeholfen, als die Flüsse in Oberösterreich über die Ufer traten. Tagelang stand er in kaltem Wasser und habe seither gekränkelt, wie es in Berichten heißt. Er starb 1909 im Alter von 53 Jahren.

Nur ein Jahr später lieferte Rosenbauer die erste Pumpe aus, die mit einem Benzinmotor betrieben wurde. Verantwortlich für diesen Erfolg war Konrads Ehefrau Louise, unter deren Führung das Unternehmen 1919 auch mit der Fertigung von Feuerwehrautos begann.
Heute betreibt das börsenotierte Unternehmen, das zu mehr als 50 Prozent im Familienbesitz ist, Produktionsstätten unter anderem in Österreich, Spanien, Deutschland und den USA. Vergangenes Jahr lieferte Rosenbauer etwa 2100 Fahrzeuge aus und machte damit einen Umsatz von 541 Millionen Euro. Mehr als 90 Prozent davon im Ausland.

2011 brachte auch den größten Auftrag in der Firmengeschichte: Saudiarabien bestellte 1125 Fahrzeuge im Wert von 245 Mio. Euro. Probleme hatte man in den USA, wo der Markt in der Krise um 40 Prozent schrumpfte. Jetzt geht es wieder langsam nach oben.
Teilweise auch schneller, wie etwa in Brasilien: Um dort entsprechend für die Fußball-WM 2014 gewappnet zu sein, orderte der staatliche Flughafenbetreiber 80 Fahrzeuge. Panther, natürlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2012)

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