Türkei vs. Syrien
Türkei vs. Syrien: Zwei Armeen im Vergleich
Nach Mörserattacken durch Syrien auf türkisches Gebiet nehmen die Spannungen zu. Ein Überblick über die Armeen der beiden Länder.

Nach Mörserattacken durch Syrien auf türkisches Gebiet nehmen die Spannungen zwischen den beiden Ländern zu. Der türkische UN-Botschafter Ertugrul Apakan nannte den Zwischenfall einen "Akt der Aggression" Syriens. Ankara reagiert mit Angriffen und will ein Gesetz beschließen, das "einen notwendigen Militärschlag" erlaubt.
Ein Überblick über die Armeen der beiden Länder.
Ein Überblick über die Armeen der beiden Länder.
(c) REUTERS (STRINGER/TURKEY)

Armeestärke
Die syrische Armee hat eine Gesamtstärke von 420.000 Soldaten und untersteht dem Befehl von Präsident Baschar al-Assad. Im Vergleich zu den türkischen Streitkräften eine wenig beeindruckende Zahl. Immerhin verfügt die Republik über rund 720.648 Mann – und damit innerhalb der Nato über die zweitgrößte Anzahl an aktiven Soldaten nach den USA.
Quelle: Center for Strategic and International Studies
Quelle: Center for Strategic and International Studies
(c) AP (Bassem Tellawi)

Waffensysteme
Die wichtigsten Waffensysteme sind in Syrien rund 4700 Kampfpanzer, die modernsten darunter sind 1400 des Typs T-72. Viele Panzer sind allerdings nicht mehr fahrfähig, sondern fest in Kampfstellungen eingebaut. Die türkischen Truppen verfügen dagegen über neueres Kriegsmaterial. Sie sind ausgerüstet mit Kampfpanzern der Typen M-48, dem alten M-60, dem neueren Sabra, Leopard 1 und dem Leopard 2.
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Luftstreitkräfte
Die syrischen Luftstreitkräfte bestehen regulär aus rund 60.000 Mann. Sie sind in zehn oder elf Angriffs- und sechzehn Abfangstaffeln sowie zwei Transport- und eine Ausbildungssstaffel organisiert. Das Flugzeugarsenal von gut 600 Maschinen, die allerdings nicht alle einsatzbereit sein dürften, besteht vor allem aus MiG-21 und MiG-23. Der Bestand moderner Kampfflugzeuge ist deutlich kleiner: ein Dutzend Su-27, je gut 20 MiG-25 und MiG-29. Die Hubschrauber-Flotte umfasst knapp 150 Mil Mi-8.
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Luftstreitkräfte
Die türkische „Hava Kuvvetleri“ (Luftstreitkräfte) liegt mit ihren 60.100 Mann ziemlich gleich auf. Sie verfügt über zwei taktische Luftkommandos, ein Trainingskommando und ein Unterstützungskommando. Die Luftstreitkräfte haben 411 Kampfflugzeuge, sieben Boeing KC-135-Tankflugzeuge und 86 taktische Transportflugzeuge.
Bild: Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in einer "TAI Hurkus"
Bild: Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in einer "TAI Hurkus"
(c) REUTERS (UMIT BEKTAS)

Marine
Die syrische Marine ist relativ klein und umfasst nur 4500 Mann, zwei Korvetten, 16 Raketenboote sowie einige kleinere Überwasser-Einheiten. Die Marine agiert nicht als eigene Teilstreitkraft, sondern ist in die Befehlsstrukturen des Heeres integriert. Gegen die türkische Marine dürfte sie nicht standhalten, immerhin hat diese eine Stärke von 52.700 Mann. Sie verfügt über moderne bzw. modernisierte Fregatten, Korvetten, U-Boote, Schnellboote, 19 Minensuch- bzw. -jagdboote, amphibische Landungsschiffe und Patrouillenboote. Zu den türkischen Marinefliegern zählen 13 Flugzeuge und Hubschrauber.
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Raketenarsenal
Das syrische Raketenarsenal umfasste nach US-Angaben mit Stand 2000 über 250 bis 350 Scud-B und eine ähnlich hohe Anzahl SS-21. Die ABC-Waffen bestehen fast ausschließlich aus chemischen Kampfstoffen, die seit 1973 entwickelt werden. Der 500 bis 1000 Tonnen umfassende Vorrat besteht hauptsächlich aus Sarin und Tabun. Die Türkei ist Mitglied beim Raketentechnologie-Kontrollregime (MTCR) - ein freiwilliger Zusammenschluss von Staaten, der die Verbreitung von ballistischen Raketen und unbemannten Luftfahrzeugen verhindern soll. Im Februar 2012 wurde sie diesem aber untreu: Sie kündigte an, innerhalb von zwei Jahren Langstreckenraketen mit einer Reichweite von 2500 Kilometern konstruieren zu wollen.
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Atomwaffen
Syrien hat den Atomwaffensperrvertrag ratifiziert und verfügt derzeit offiziell weder über ein Atomwaffenprogramm noch über nukleare Waffensysteme. Das Land wird aber beschuldigt heimlich am Bau von Atomwaffen zu arbeiten. Die Türkei verfügt ebenfalls offiziell weder über ein Atomkraftwerk noch über Atomwaffen. Einer aktuellen Umfrage des Zentrums für wirtschaftliche und außenpolitische Studien (EDAM) zufolge würden aber 54 Prozent der Türken den Besitz von Nuklearaffen begrüßen.
Satellitenbilder einer verdächtigen Atomanlage östlich des Euphrat in Syrien am 24. Oktober 2007
Satellitenbilder einer verdächtigen Atomanlage östlich des Euphrat in Syrien am 24. Oktober 2007
(c) EPA (Digitalglobe - Handout)

Reserve & Spezialkräfte
Die 18.000 Mann umfassende syrische Grenzschutztruppe gehört ebenso dem Heer an wie 8000 paramilitärische Gendarmen. Darüber hinaus gibt es eine Heeres-Brigade sowie eine Raketenbrigade. Die Reserve des Heeres umfasst eine gepanzerte Division, vier gepanzerte Brigaden, zwei Panzerregimenter, 21 Infanterie- und drei Artillerieregimenter.
(c) REUTERS (SANA)

Reserve & Spezialkräfte
Neben den fünf regulären Teilstreitkräften verfügt das türkische Militär über mehrere Spezialkräfte, die allesamt dem ÖKK (Oberkommando der Spezialkräfte) unterstellt sind. Die Spezialkräfte bestehen ausschließlich aus Offizieren und Unteroffizieren, die eine gesonderte Ausbildung durchlaufen.
(c) AP (BURHAN OZBILICI, STF)

Ideologie & Reputation
Die türkischen Streitkräfte sind nach ihrem Selbstverständnis auch Wächter einer laizistischen Staatsordnung. Im Juli 2011 trat die Armeeführung aus Protest gegen die langjährige Inhaftierung von 250 Offizieren wegen angeblicher Verschwörung gegen die Regierungspartei AKP und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan zurück. Die Spitze des Militärs wurde daraufhin neu besetzt.
(c) AP

Ideologie & Reputation
Während die türkische Armee aber nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung hat, ist das syrische Heer umstritten. Immerhin ist es maßgeblich an der Niederschlagung der Proteste gegen Präsident Bashar al-Assad beteiligt - über 16.000 Menschen sollen seit dem Ausbruch der Aufstände bei den Gefechten zwischen Rebellen und Militärs ums Leben gekommen sein.
(c) AP (HUSSEIN MALLA)