Das Ozonloch schrumpft, die Luft wird sauber

(c) Erwin Wodicka
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Maßnahmen zum Schutz der Umwelt haben bereits gegriffen: Das FCKW-Verbot führte zur Erholung der Ozonschicht, Emissionsreduktionen stoppten den sauren Regen, und Schutzgebiete nehmen weltweit zu.

Die Zunahme der UV-Strahlung ist gestoppt“, verkündete das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven im März. Denn der größte Erfolg für unsere Umwelt war wohl das Verbot von FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffen) in Spraydosen als Treibgas und in Kältemaschinen als Kühlmittel: Die Entscheidung von 1987 („Montreal-Protokoll“) hat zu einer messbaren Verbesserung geführt. Das Ozonloch über der Antarktis schrumpft und könnte bis 2068 sogar geschlossen sein.

Eben weil die Produktion und Emission von chlor-, brom- und fluorhaltigen Kohlenwasserstoffen, die das schützende Ozon der Stratosphäre zersetzen, eingedämmt wurden. Erholt sich die Ozonschicht, steigt der Schutz vor aggressiver UV-Strahlung, die zu Sonnenbrand und Hautkrebs führt. Interessanterweise hat eine weitere Verbesserung unserer Umwelt dazu beigetragen, dass die Abnahme der UV-Strahlung erst jetzt eintritt, obwohl die Ozonschicht schon seit der Jahrtausendwende merkbar dicker wird: die saubere Luft. Das gesundheitsschädliche Gas Schwefeldioxid, auch verantwortlich für den „sauren Regen“, wurde durch strenge Emissionsvorschriften reduziert: Heizöl und Diesel wurden entschwefelt, Verbrennungsanlagen mit Filtern ausgerüstet. Die alte, schmutzige Luft war aber ein guter Filter gegen UV-Strahlung, nun, in der sauberen Luft müssen wir weiterhin Sonnencreme schmieren, obwohl die Ozonschicht brav wächst. Apropos Schwefeldioxid: Die Abnahme des sauren Regens und das nicht eingetretene Waldsterben sind besonders gute Nachrichten. Ganz entgegen dem 1980er-Jahre-Horrorszenario von abgestorbenen Wäldern wächst der Wald in Europa, Nordamerika und Asien: Österreich ist inzwischen fast zur Hälfte (48%) mit Wald bedeckt und eines der waldreichsten Länder Europas mit 3,4 Milliarden Bäumen. Freilich fällt der Wald andernorts weiterhin menschlichen Aktivitäten zum Opfer, und zwar durch Abholzung.

Großer Hype des Themas Umwelt

Aber auch hier vermeldet das UN-Umweltprogramm (Unep) Fortschritte: Die Abholzung in Südamerika wurde von fünf Millionen Hektar pro Jahr vor dem Jahr 2000 auf unter vier Millionen Hektar im Jahr 2010 reduziert, in Afrika nahm der Waldverlust im selben Zeitraum um etwa 600.000 Hektar pro Jahr ab und steht nun bei 3,5 Mio.

Trotz allem sollte man die, die damals „Waldsterben“ gerufen haben, nicht schelten: Ihr Engagement führte zum großen Hype des Themas „Umwelt“ und verankerte den Umweltschutz in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, was zu Entwicklungen geführt hat, die noch heute unsere Lebensqualität heben. So wurde etwa der Verkauf von bleihältigem Benzin weltweit verboten (nur in sechs Ländern wird noch nicht bleifrei gefahren). Eine Studie aus Schweden zeigt, dass parallel zur Abnahme des Benzinbleis auch das Blei im Blut von Kindern sank. Außerdem nimmt die Größe der Naturschutzgebiete weltweit zu: Derzeit sind fast 13 Prozent der Erdoberfläche geschützt, jedoch nur 1,6 Prozent der Wasserfläche.

Zum Thema Wasser gibt es auch Positives: Das Ziel, ab dem Millennium bis 2015 die Anzahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser zu halbieren, wurde bereits 2010 erreicht.

Auch nicht schlecht ist, wenn Forscher aus „bösen“ Entwicklungen wie der Erderwärmung Nutzen ziehen wollen. So suchen Botaniker in eingewanderten (dem Klimawandel folgenden) Pflanzen wie Ragweed nach Substanzen, die hierzulande gegen Unkraut oder Herzerkrankungen helfen sollen.

Umweltschutz

Über 500 multilaterale Abkommen für Umweltschutz gibt es, einige Entscheidungen taten der Umwelt wirklich gut: Die Reduktion von FCKW stoppte den Abbau von stratosphärischem Ozon, seit dem Bleibenzinverbot nahm Blei im Blut von Kindern ab, und nach der Vermeidung von Schwefeldioxid trat das „Waldsterben“ nicht ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2012)

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