Mario Monti sieht einen Schritt zu gemeinschaftlichen Anleihen. Nie zuvor hatte sich der Regierungschef derart offen über die wachsenden antieuropäischen – und antideutschen – Ressentiments in Italien geäußert.
Rom/Ag./Doe. Die Mailänder Börse reagierte positiv wie lange nicht, nachdem Italiens Ministerpräsident Mario Monti sich mit Forderungen nach einer Unterstützungszusage der Europartner für sein angeschlagenes Land durchgesetzt hatte. Die Kurse zogen an, die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken deutlich unter sechs Prozent. Sonst aber blieb es still in Italien, dabei hatte Monti vor dem Treffen ungewohnt alarmierende Töne angeschlagen. Wenn die Italiener entmutigt würden, könnte das „politische Kräfte“ freisetzen, die die europäische Integration und den Euro „zur Hölle fahren lassen“, sagte er bei seiner Ankunft in Brüssel. Nie zuvor hatte sich der Regierungschef derart offen über die wachsenden antieuropäischen – und antideutschen – Ressentiments in Italien geäußert.
Die Eurozone hat nach den Worten von Ministerpräsident Monti am Freitag den Weg für gemeinschaftliche Anleihen bereitet. Die Währungsgemeinschaft habe mit ihren nächtlichen Beschlüssen dafür die Basis gelegt, sagte Monti und richtete sich damit gegen Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, die eine Vergemeinschaftung der Schulden zuvor noch ausgeschlossen hatte. „Die Eurozone ist gestärkt“, lautete die Bilanz des parteilosen Regierungschefs.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2012)