Jubiläum: 100 Jahre Islam in Österreich

Symbolbild, aufgenommen in einem Gebetsraum in Bad Vöslau
Symbolbild, aufgenommen in einem Gebetsraum in Bad Vöslau(c) Clemens Fabry
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Republik und Muslime feiern: Am 15. Juli 1912 trat in Österreich das Islamgesetz in Kraft.

Wien/Eko. Es ist „ein schöner, freudiger und wichtiger Anlass“, sagt Fuat Sanac. Bei einem Festakt im Wiener Rathaus feiert der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) am Freitagabend gemeinsam mit hochrangigen Vertretern der Republik das Inkrafttreten des österreichischen Islamgesetzes vor 100 Jahren. Durch die Okkupation von Bosnien und Herzegowina durch Österreich im Jahr 1908 lebten plötzlich an die 600.000 Muslime im Reichsgebiet der Donaumonarchie. Und es dauerte nicht lange, ehe ihnen 1912 durch ein eigenes Gesetz der Schutz ihrer Religionsausübung gewährt wurde.

Das Gesetz als solches hatte zunächst zwar kaum reale Auswirkungen, denn schon bald kam das Ende der Habsburgermonarchie. Doch langfristig sollte sich das Gesetz durchaus als wirksam entfalten. Spätestens in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts, als zunehmend Gastarbeiter, aber auch Studenten, Diplomaten und Flüchtlinge aus islamisch geprägten Ländern nach Österreich kamen, wurde es zur Grundlage des Zusammenlebens. Auf Basis des Gesetzes stellten die Vertreter des „Moslemischen Sozialdienstes“ ein Ansuchen auf Anerkennung als Religionsgemeinschaft. Am 2.Mai 1979 konstituierte sich schließlich die „Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich“ als Körperschaft öffentlichen Rechts.

Islamischer Religionsunterricht

Seit dem Schuljahr 1982/83 gibt es – auch das eine europaweite Besonderheit – islamischen Religionsunterricht an österreichischen Schulen. Als Lehrer wurden zunächst nicht pädagogisch ausgebildete Muslime aus Österreich herangezogen oder Theologen aus dem Ausland verpflichtet. Nach und nach begann man aber damit, selbst Lehrer auszubilden. Neben der Ausbildung kümmert sich die IGGiÖ auch um Bescheinigungen aller Art, etwa für Visa zur Pilgerfahrt nach Mekka. Und fungiert als Bindeglied zwischen der Republik und Österreichs Muslimen.

Rund um das Jubiläum streichen IGGiÖ und Politik regelmäßig die Sonderstellung Österreichs bei der Anerkennung des Islam hervor. Durch ihre öffentlich-rechtliche Stellung, so etwa Bundespräsident Heinz Fischer, müssten die Muslime „die mit der Anerkennung verbundenen Pflichten, insbesondere die im Staat geltenden Gesetze, respektieren und anerkennen“. Das sei durchaus eine Herausforderung. Doch die IGGiÖ, so Fischer weiter, habe sich dieser Herausforderung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2012)

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