Flucht vor Tom, dem Thetan? Scientology und seine Stars

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Mit der Trennung von Tom Cruise hat Katie Holmes auch Scientology düpiert. Dessen prominente Mitglieder sind wichtige Werbeträger. Scientology unterhält einen eigenen „Geheimdienst“.

Schon lange nicht hat die Gerüchteküche so gebrodelt wie nun, in den Tagen, da Katie Holmes die Scheidung eingereicht hat. Die Geschichte hat ja auch alle nötigen Zutaten: Eine junge, hübsche und wohl auch (lange) naive Schauspielerin, die einen der größten Hollywoodstars heiratet, für den sie schon als Mädchen geschwärmt hat. Jetzt trennt sie sich, und für viele ist längst klar warum: um ihr Kind zu retten – vor der unheimlichen Macht von Scientology.

Damit ist ein Kult ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt, den man mitunter wohl eher nur als typische Hollywood-Spinnerei abgetan hat – irgendwo zwischen Botox und Detox, um auch noch die Seele auf Erfolg zu trimmen. Doch nun ist plötzlich von einer Flucht die Rede, von Holmes, die sich in ein New Yorker Appartement zurückgezogen hat und dort nicht nur von Horden von Paparazzi belagert werde, sondern auch von Verdächtigen in großen Autos – Abgesandten von Scientology?

Nein, sagt Scientology. Gut möglich, sagen andere, immerhin berichteten Aussteiger immer wieder, überwacht und verfolgt worden zu sein. Scientology unterhalte einen eigenen „Geheimdienst“, das Office of Special Affairs, nicht zuletzt zu diesem Zweck. Scientology selbst gibt zu, eine „Sektion für Recherchen“ zu unterhalten, die Material für Prozesse sammle.

Die Verantwortung der Berühmten

Kritische Beobachter halten die Trennung Holmes', die für Cruise als perfekte Ehefrau gar „gecastet“ worden sein soll, jedenfalls für einen Affront – und für einen PR-mäßigen Gau. Denn dass Stars sich zur Scientology-„Kirche“, wie sie sich nennt, bekennen, sei nicht nur erwünscht, sondern klarer Teil der Strategie, die auf Gründer L. Ron Hubbard zurückgehe – Scientology bestreitet das allerdings.

Tatsache ist, dass Scientology in Hollywood ein großes „Celebrity Center“ betreibt, das Erste von einigen auf der ganzen Welt (auch in Wien). Gedacht für Künstler, Politiker, Sportler und Wirtschaftsbosse, jene „desperate few“, wie Hubbard formulierte, „die die Welt auf ihrem Rücken tragen“. Und die in all ihrer Berühmtheit und Verantwortung oft vernachlässigt würden. Das Celebrity Center selbst hat eine berühmte Geschichte: Der trutzige Bau, errichtet 1927 im Stil einer französischen Burg aus dem 17.Jahrhundert, war einst ein Luxushotel, in dem Stars wie Katharine Hepburn, Humphrey Bogart, Clark Gable oder Cary Grant abstiegen. Heute sind es John Travolta und seine Frau Kelly Preston, Kirstie Alley, Juliette Lewis, Priscilla Presley und Jenna Elfman („Dharma & Greg“), die sich fotografieren lassen, als wäre es ein normales Red-Carpet-Event, wenn das Center Geburtstag feiert. Viele werben aktiv bei Kollegen, Fans und (zumindest in den USA) auch bei Politikern und anderen Entscheidungsträgern.

Eine Dokumentation, die letzte Woche auf ARD lief, berichtet, dass Scientology in Clearwater, seiner Hochburg in Florida, eine große Gesellschaftsveranstaltung nur zu dem Zweck abgehalten habe, dass John Travolta die Frau eines sektenkritischen Richters zum Tanz auffordere. Die Charme-Offensive sei aufgegangen. Und dass Tom Cruise, wie gestern bekannt wurde, mit 75 Millionen Dollar Jahresverdienst laut „Forbes“ der aktuell bestverdienende Schauspieler Hollywoods ist, dürfte nicht nur dem scientologischen Klingelbeutel zugute kommen, es spricht auch für eine gewisse Popularität des „Mission Impossible“-Stars an den Kinokassen. Für Aufsehen sorgte indes im Vorjahr Regisseur, Drehbuchautor und Oscar-Gewinner („L.A. Crash“) Paul Haggis, der nach 35 Jahren und dem höchsten „Studienlevel“ 2009 den Ausstieg wagte – und dem Magazin „New Yorker“ Einblick gab.

Daneben gibt es Stars, denen zumindest Nähe zu Scientology nachgesagt wird, wie Will und Jada Smith oder Jennifer Lopez. Deren Ehe mit Marc Anthony soll, besagen Gerüchten, ebenfalls an der Frage gescheitert sein, ob ihre Kinder eine Scientologynahe Schule besuchen – oder nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2012)

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