In Wien, Graz und Innsbruck fanden am Freitag die Eignungstests für das Medizinstudium statt. Die einzige Uni, die nicht auf den EMS-Test setzt, ist die Uni Graz.
Wien. „Achtung, Achtung: Der Einlass ist geschlossen, bitte nehmen Sie Ihre Plätze ein“, ruft eine Stimme aus dem Lautsprecher. 4352 Kandidaten haben Freitagvormittag bereits in den Hallen der Messe Wien Platz genommen, um den Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) zu absolvieren. Fünf Stunden lang kämpfen sie um einen der 740 Studienplätze, die an der Medizin-Universität Wien vergeben werden.
Die 19-jährige Miriam aus Wels ist eine davon. Sie tritt bereits zum zweiten Mal beim EMS-Test an. Auf ihrem Tisch liegt eine Stoppuhr. Die soll ihr diesmal helfen, die absichtlich zu knapp bemessene Zeit besser einzuteilen.
Ihre Chancen stehen heuer aber ohnehin besser. Denn erstmals werden an der Med-Uni Wien die Ergebnisse nach Geschlechtern getrennt ausgewertet. Anhand des jeweils erzielten Mittelwerts werden die Ergebnisse angeglichen. Ein Prozedere, das den bestehenden Nachteilen für Frauen entgegenwirken sollte, sagt Karin Gutiérrez-Lobos, Vizerektorin der Med-Uni Wien. Immerhin waren im Vorjahr zwar 56 Prozent der Bewerber Frauen, aber nur 43 Prozent der Zugelassenen. Ein „Frauenbonus“ sei diese Art der Auswertung nicht, sagt die Vizerektorin. An der Med-Uni Innsbruck hat man sich trotz Einsatzes des EMS-Tests gegen die genderspezifische Auswertung entschieden. Hier traten 2130 Kandidaten an, um einen der 430 Plätze zu erhalten.
Wahrscheinlich letzter EMS-Test
Die einzige Uni, die nicht auf den EMS-Test setzt, ist die Uni Graz. Dort werden neben medizinrelevantem Grundlagenwissen und Textverständnis auch psychosoziale Kompetenz beurteilt. Der Andrang war auch in Graz groß: 1668 Bewerber kämpften um 360 Plätze.
Der EMS-Test könnte heuer zum letzten Mal stattgefunden haben. Denn die drei Medizin-Unis arbeiten derzeit an einem gemeinsamen Aufnahmeverfahren. Es sei „anzunehmen“, dass der EMS-Test in der jetzigen Form damit Geschichte ist, so Gutiérrez-Lobos. Mehr Gewicht soll künftig den sozialen Kompetenzen zukommen.
Beim Aufnahmetest für Zahnmedizin an der Med-Uni Wien wurde heuer bereits eine Adaptierung vorgenommen. Die Interessenten mussten nach einem verkürzen Theorieteil am Nachmittag ihre feinmotorischen Fähigkeiten etwa bei Drahtbiegetests unter Beweis stellen. Dieser praktische Teil fließt zu einem Drittel in die Bewertung ein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2012)