Merkel und Hollande: "Müssen den Euro verteidigen"

Merkel Hollande eine Herkulesaufgabe
Merkel Hollande eine Herkulesaufgabe(c) AP (Francois Nascimbeni)
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Deutschlands Kanzlerin und Frankreichs Staatschef bekennen sich zu mehr politischer Integration in der EU. Die Währungsunion sei nicht "stark genug".

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatschef Francois Hollande haben sich zu mehr politischer Integration in der EU bekannt. Europa stehe heute vor einer großen Herausforderung, sagte Merkel am Sonntag bei einem Treffen mit Hollande im ostfranzösischen Reims. Die vor 20 Jahren gegründete Währungsunion sei nicht "stark genug" und müsse nachgebessert werden, betonte sie mit Blick auf die Krise in der Euro-Zone.

"Dies ist eine Herkulesaufgabe, keine Frage", sagte die Kanzlerin. Wenn die EU geeint sei, sei sie aber in der Lage, diese Aufgabe zu bewältigen. "Wir müssen den Euro verteidigen", betonte Hollande. Die Beschlüsse des EU-Gipfels von Ende Juni, etwa zur Bankenunion und Finanztransaktionssteuer, seien ein "erster Schritt" gewesen. "Nun warten andere Etappen auf uns", fügte der sozialistische französische Staatschef hinzu. Notwendig sei eine politische Union, die auf einer "solidarischen Integration" basieren müsse. Dabei sei die Qualität der deutsch-französischen Beziehungen entscheidend, sagte Hollande. Vertrauen zwischen Deutschland und Frankreich sei notwendig, "damit es weitergehen kann".

"Unsere Freundschaft beflügelt Europa"

Mit ihrer Begegnung in Reims erinnerten Hollande und Merkel an den gemeinsamen Besuch ihrer Vorgänger Charles de Gaulle und Konrad Adenauer in der ostfranzösischen Stadt vor genau 50 Jahren. Die beiden Politiker hatten damals den Grundstein für die deutsch-französische Aussöhnung gelegt. Sechs Monate später unterschrieben sie im Jänner 1963 in Paris den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag, der noch heute Grundlage für die enge Kooperation beider Länder ist. Das Treffen vom Sonntag bildete den Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen, mit denen Deutschland und Frankreich bis zum Sommer kommenden Jahres das 50-jährige Bestehen des Elysee-Vertrages feiern wollen.

Merkel nannte das Treffen mit Hollande "ein wunderbares Zeichen des vertrauensvollen Miteinanders unserer Länder und Völker". Auf Französisch sagte sie: "Es lebe die deutsch-französische Freundschaft." Hollande hob die Bedeutung einer engen Kooperation beider Länder gerade in der aktuellen Euro-Schuldenkrise hervor. "Eine Freundschaft muss bewahrt werden und eine Freundschaft muss gepflegt werden", sagte er an der Seite von Merkel. "Unsere Freundschaft beflügelt Europa."

Der Erzbischof von Reims, Thierry Jordan, warnte die beiden Staatsführer vor einem zu leichtfertigen Umgang mit dem Erbe ihrer Vorgänger. "Die Herausforderung, die uns jetzt bevorsteht, betrifft nicht nur Frankreich und Deutschland, sondern auch Europa und die Rolle Europas in der Gemeinschaft der Nationen", sagte der Oberhirte. Er hoffe, dass der Besuch in der Kathedrale ihnen die nötige innere Kraft für die anstehenden Aufgaben verleihe, sagte er. Zugleich erinnerte er an das Wagnis, das "diese beiden Visionäre" De Gaulle und Adenauer im Jahr 1962 eingegangen waren. Damals seien die Wunden zwischen Deutschland und Frankreich nämlich noch offen gewesen. "Ihr Genie bestand darin, dass sie es wagten, zusammen in aller Öffentlichkeit auf unabänderliche Weise vorwärts zu gehen."

(APA/AFP/dpa)

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