Die Finanzmarktaufsicht will sich mögliche Manipulationen des Euribor "sehr genau anschauen". Erste und RBI geraten ins Visier.
Wien. Der Manipulationsskandal rund um den Londoner Referenzzinssatz Libor erreicht nun auch Österreich. Denn an der Erstellung des europäischen Pendants zum Libor, dem Euribor, sind neben 41 anderen Banken auch die Wiener Institute Erste Bank und Raiffeisen Bank International (RBI) beteiligt. Und dieser Euribor gerät jetzt ins Visier der Behörden. Noch gebe es zwar „keine Indizien" auf Manipulationen beim Euribor, so Klaus Grubelnik, Sprecher der Finanzmarktaufsicht FMA, im Gespräch mit der „Presse". Aber: „Wir werden uns das sehr genau anschauen."
Erste und RBI dementieren Manipulationen
Seit Ende vergangener Woche kooperieren laut FMA mehrere europäische Behörden in Sachen Euribor. In Österreich stehen die Untersuchungen noch am Anfang. „Es wird eine Ermittlung geben. Man kann nur nicht sagen, dass jetzt die Ermittlung schon eingeleitet ist", so Grubelnik.
Die FMA suche noch nach der korrekten rechtlichen Grundlage, um von Erste und RBI die relevanten Informationen einzuholen. „Es wird aber nicht mehr lange dauern." An der Erstellung des Euribor sind unter anderen auch die Deutsche Bank, Barclays, Citibank und JP Morgan beteiligt - allesamt Institute, die im Zusammenhang mit dem Libor im Visier der Behörden stehen. Die EU-Kommission ließ schon Ende 2011 Razzien bei mehreren Großbanken wegen Verdachts auf Euribor-Manipulationen durchführen.
Die Sprecher von Erste Bank und RBI verneinten am Montag auf Anfrage der „Presse", dass ihre Institute jemals manipulierte Daten an die Euribor-Meldestelle in Brüssel gesendet haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2012)