Der FPÖ-Chef agiert ziemlich genau so wie die von ihm kritisierten „Altparteichefs“.
Die Argumentationslinie war in den vergangenen Wochen immer wieder zu hören: Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gelte die Unschuldsvermutung. Davor sei auch ein Rücktritt nicht erforderlich. Heinz-Christian Strache musste diese defensive und nicht gerade saubere Verrenkung gleich zwei Mal vollziehen: Nach den Vorwürfen gegen den Dritten Nationalratspräsidenten, Martin Graf, eine ältere Frau zumindest übervorteilt zu haben, muss Strache nun Uwe Scheuch decken. Die inkriminierten Aussagen des stellvertretenden Landeshauptmanns von Kärnten seien zwar „dumm“ gewesen, aber wegen einer (nicht rechtskräftigen) Verurteilung zu sieben Monaten bedingt wegen verbotener Geschenkannahme kann er laut dem Chef der Oppositionspartei schon noch einmal in Amt und Würden das Beachvolleyball-Grand-Slam-Turnier in Klagenfurt besuchen.
Da es sich bei Graf und Scheuch nicht gerade um enge Freunde des FPÖ-Parteichefs handelt und das Saubermannimage bedroht bis verloren ist, lässt die Nichtreaktion Straches nur einen Schluss zu: Der Mann hat die Führung seiner Partei nicht mehr in der Hand.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2012)