Ökonom vergleicht Sinn mit Sarrazin

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oekonom vergleicht Sinn Sarrazin(c) Reuters (Michaela Rehle)
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Kein Ende im deutschen Ökonomen-Streit. Ifo-Chef Sinn habe sich mit seinem "sarrazinesken Aufruf massiv im Ton vergriffen", sagt IMK-Chef Horn.

Gustav Horn, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) vergleicht seinen Ökonomen-Kollegen und ifo-Chef Hans-Werner Sinn mit dem umstrittenen ehemaligen deutschen Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin. "Es wäre schon ein Fortschritt, wenn Hans-Werner Sinn und seine Kollegen einsehen würden, dass sie sich mit ihrem sarrazinesken Aufruf massiv im Ton vergriffen haben", sagt er im "Handelsblatt" zum Aufruf von Sinn und rund 200 gleichgesinnten Volkswirten, die massiv vor dem Weg der EU in eine Bankenunion warnen.

"Wenn sie darüber hinaus noch zugestehen würden, dass  ihre Interpretation der EU-Gipfelbeschlüsse, vorsichtig ausgedrückt, nicht die einzig mögliche ist, könnte eine rationale Debatte mit ihnen um eine sinnvolle Bankenunion beginnen", so Horn weiter.

Zu Thilo Sarrazin

Thilo Sarrazin (67) geriet nach der Publikation seines Bestsellers "Deutschland schafft sich ab", das einige gewagte Thesen enthielt, massiv unter Druck und musste die deutsche Bundesbank verlassen. Vor kurzem hat er mit seinem Buch "Europa braucht den Euro nicht" erneut für Aufsehen gesorgt. Ihm wird Polemik vorgeworfen.

Sinn vs. Horn, Runde zwei

Horn hatte sich bereits vor dem medienwirksamen Aufruf über Sinn geärgert, als dieser Anfang Juli in einem Interview davon gesprochen hatte, die finanzielle Stabilität Deutschlands sei gefährdet. Gegend die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sei beim EU-Gipfel ein "Kesseltreiben" veranstaltet worden, sagte er damals weiter, wie auch "DiePresse.com" berichtete. Und: Deutschland würden imperiale Gelüste vorgeworfen.

"Ich wünschte, Hans-Werner Sinn würde in Urlaub fahren und schweigen", konterte Horn darauf. Er warf ihm "nationalistisch angehauchte Demagogie" vor. Denn durch die Beschlüsse des EU-Gipfels würde Deutschland nur Bürgschaften übernehmen. "Geld fließt zunächst überhaupt nicht. Aber private Anleger aus aller Herren Länder werden nunmehr völlig freiwillig bereit sein, eher in Anleihen spanischer und italienischer Banken und denen der jeweiligen Staaten zu investieren und damit die Überwindung der Krise erleichtern", erläuterte Horn. Sein Schluss: "Sinn will offenbar den Euro zerstören.

Ökonomen-Streit erreicht die USA

Erst am Dienstag hatte sich der Berkeley-Ökonom Barry Eichengreen in den Zwist der deutschen Top-Ökonomen eingemischt (mehr dazu...) und Sinn kritisiert. "Der Brief ist reich an hitziger Rhetorik und arm an sachlichen Details", lautete der Vorwurf. Der Genfer Währungsexperte Charlees Wyplosz sprach gar von einem "offen fremdenfeindlichen Text".

Unbeirrt davon hatte Sinn in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" noch einmal nachgelegt: "Der Ablauf ist immer der gleiche: Erst werden wir mit dem Placebo der politischen Schranken und Verhaltensmaßregeln bewogen, das Portemonnaie zu zücken, und wenn das Portemonnaie erst einmal auf dem Tisch liegt, werden wir bedrängt, auf die politischen Schranken zu verzichten. Das Spiel hat sich mittlerweile so häufig wiederholt, dass wir nicht verstehen, woher die deutsche Regierung und einige unserer Kollegen die Hoffnung nehmen, dieses Mal könnte alles anders sein."

(Red.)

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