Hurra, der Regen ist endlich da!

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Der heiße Sommerbeginn hat in Kinos, Kletterhallen und anderen Freizeiteinrichtungen zu teils dramatischen Einbußen geführt. Die derzeitige kühle Phase könnte das Geschäft retten.

Wien. Sie war außergewöhnlich lang, außergewöhnlich intensiv und jetzt, da sie vorübergehend vorbei ist, fehlt sie schon fast wieder: die Hitzewelle.

Nun ja, nicht allen. Denn die Kombination Ferien, Hitze und Großstadt kann vieles, aber eines sicher nicht: Sie bringt die Menschen nicht nach drinnen. Die großen und kleinen Bühnen der Stadt haben das längst erkannt und sind kollektiv auf Sommerpause. Viele andere Indoor-Institutionen halten im Sommer zwar offen, blieben aber ob des anhaltenden Schönwetters seit Juni ziemlich leer. Halb Wien urlaubt anderswo, den Rest zog das Dauerbadewetter ans Wasser. Kein Wunder also, dass die derzeitige Schlechtwetterphase, die kommende Woche anhalten wird, von vielen als Erleichterung wahrgenommen wird. Oder, wie es die Sprecherin der Albertina ausdrückt: „Regentage im Sommer sind für uns ein Segen.“

Für die Kinos ganz besonders, denn die Branche hat die Schönwetterphase wohl am stärksten gespürt. Vor allem „der heiße Juni in Kombination mit der Fußball-EM war katastrophal schlecht für die Kinos“, sagt Kurt Schramek, Obmann der Sparte Lichtspieltheater in der Wiener Wirtschaftskammer. So waren etwa in einer Juni-Woche (15.–21.Juni) weniger als 95.000 Besucher in den Kinos – in ganz Österreich wohlgemerkt. In einer durchschnittlichen Wochen zählen die heimischen Kinos sonst 320.000 Besucher. Insgesamt, schätzt Schramek, wurden im Juni wohl nur an die 780.000 Kinokarten verkauft. Im EM-freien und kühleren Juni 2011 waren es mit 1,68 Mio. Tickets mehr als doppelt so viele.

„Das Einzige, was den großen Kinos einigermaßen hilft, sind Blockbuster“, sagt Schramek. Auf kleinere Kinos mit anspruchsvollerem Programm würde sich die Hitze noch stärker auswirken, sagt Schramek, da ihnen in den Sommermonaten das Zugpferd fehle. „Es gibt in diesem Bereich im Sommer kaum interessante Neustarts.“ Zudem spüren sie die Konkurrenz durch die Sommerkinos.

Spielplatz leer, Kletterhalle zu

Ein ziemlich schlechtes Sommergeschäft hatten auch die Indoor-Spielplätze. In Wiens größtem, dem Bogipark, zählte man an Hitzetagen „nur 20 Prozent der Besucher, die bei schlechtem Wetter kommen“, so Geschäftsführer Andreas Trettler. „Keine Frage: Der Bogipark lebt besser bei nicht so gutem Wetter.“ Dass man an heißen Tagen gar nicht erst aufsperrt – wie es die Konkurrenz teils macht – kommt für Trettler trotzdem nicht infrage, denn: „Irgendjemand kommt immer, und der soll dann nicht vor verschlossener Tür stehen.“

Letzteres kann einem in den Kletterhallen passieren. „Die meisten haben über den Sommer geschlossen“, sagt Michael Larcher, der das Bergsportreferat beim Alpenverein leitet. „Denn die Hallenkletterer wollen letztlich im Freien klettern.“ Den Betrieb für nur wenige Besucher aufrechtzuerhalten rentiere sich finanziell nicht.

In einer weiteren Indoor-Attraktion Wiens, der Kinderstadt Minopolis, verzeichnet man an den heißen Tagen hingegen „keinen signifikanten Besucherschwund. Im Gegenteil: Wir waren im Juli trotz Hitzerekords erfreulicherweise gut besucht“, sagt Geschäftsführerin Louisa Böhringer. Um als Alternative zum Freibad attraktiv zu bleiben hat man neben neuen Stationen (Radiosender, Englisch-Camp) einen „Hitzerabatt“ eingeführt: An Samstagen, an denen es 30 Grad und mehr hat, gibt es 30% Rabatt auf den Eintritt. Aber natürlich, so Böhringer, „ist uns der angesagte Regen auch herzlich willkommen“. Schlechtwetter sells, sozusagen. Ähnlich sieht man das im Zoom-Kindermuseum (MQ). Obwohl man auch während der Hitzetage „supergut gebucht war, wenn auch nicht ausgebucht wie sonst“. Über den Sommer hat man allerdings das Vormittagsprogramm gestrichen und erst ab 13 Uhr geöffnet.

Deutlicher vom Wetter abhängig ist die Albertina. Zwar kämen die Touristen „bei jedem Wetter“, sagt eine Sprecherin, „die Wiener kommen aber überhaupt nicht, wenn es draußen schön ist“. In Zahlen heißt das: An Badetagen bleiben an die 500 Besucher aus.

Auch das „Haus des Meeres“ hatte einen „ziemlich negativen Julibeginn“. Seit es mit den Temperaturen bergab geht, geht es aber mit den Besucherzahlen bergauf. Um im Sommer attraktiver zu werden, wird der „Haus des Meeres“-Flakturm gerade vollklimatisiert.

In einem weiteren klassischen Schlechtwetterort, der Therme Wien, ist man mit dem Zulauf trotz Hitze zufrieden. Der Versuch, sich dank 13.000m Außenbereich und Hitzerabatt (ab 25 Grad ist der Eintritt um 25% günstiger) als Sommerattraktion zu etablieren, scheint zu greifen: Auch an heißen Tagen kamen an die 3600 Besucher. An Rekordtagen in der kalten Jahreszeit sind es freilich 5300.

Service

Bogipark: 23., Gutheil-Schoder-Gasse 17. www.bogipark.at

Kletterhallen: www.alpenverein.at

Kinderstadt Minopolis: 22., Wagramer Str. 2. minopolis.at

Zoom Kindermuseum: 7., im MQ. www.kindermuseum.at

Albertina: 1. Albertinaplatz 1. www.albertina.at
Haus des Meeres:
6., Fritz-Grünbaum-Platz. haus-des-meeres.at

Therme Wien: 10., Kurbadstr. 14. www.thermewien.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2012)

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