Syrien: Aufständische rufen "Operation Erdbeben" aus

Syrien Rebellen rufen Operation
Syrien Rebellen rufen Operation(c) REUTERS (HANDOUT)
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Die Rebellen haben eine landesweite Offensive begonnen. Ihre Kämpfer sollen alle Truppen des Regimes angreifen. Ex-Botschafter Fares warnt: Machthaber Assad sei bereit, mit Chemiewaffen "das ganze Volk auszulöschen".

Seit Tagen wird Syriens Hauptstadt Damaskus von heftigen Kämpfen zwischen den Milizen von Machthaber Bashar al-Assad und Aufständischen erschüttert. In der Nacht auf Dienstag riefen die Rebellen zu einem "ersten strategischen Schritt" zum zivilen Ungehorsam im ganzen Land auf: zu einer landesweiten Offensive. Die Operation trägt den Namen "Damaskus Vulkan und Erdbeben Syriens". Das bestätigte die Kommandozentrale der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA) in Homs.

Die Offensive sei eine "Reaktion auf Massaker und barbarische Verbrechen" der Regierung, hieß es in einer Stellungnahme. Die Mitglieder der FSA seien zu Angriffen auf alle Sitze der Sicherheitskräfte aufgefordert. Sie sollten alle Kontrollposten der Armee, der Sicherheitskräfte und der Shabiha-Milizen einkreisen und eliminieren.

"Überall sind Soldaten"

Die Kämpfe weiteten sich am Dienstagvormittag aus. "Syrische Truppen versuchen mit Hilfe von Panzern, das Viertel Tadamon zu stürmen", sagte der Aktivist Haytham al-Abdallah. Die Armee habe das Viertel Qaboun im Osten der Stadt mit Helikoptern unter Beschuss genommen, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mit. Im Viertel Midan sollen Mörsergranaten eingeschlagen sein, auch in Aassali, Hajar al-Aswad und Qadam soll es Gefechte gegeben haben.

Oppositionelle erklärten zudem, im Stadtteil Midan seien Sicherheitskräfte mit Panzern in Stellung gegangen. Bewohner berichteten von Scharfschützen auf Dächern. "Überall sind Soldaten. Ich kann Rettungswagen hören", sagte ein Anrainer. Man fühle sich wie im Krieg.

Um den heftigen Kämpfen zu entgehen sollen ein syrischer Brigadegeneral und weitere Offiziere in der Nacht in die Türkei geflüchtet sein. Sie seien unter einer Gruppe von 1280 Syrern gewesen, die über die Grenze in die Provinz Hatay gekommen seien, hieß es aus türkischen Behördenkreisen. Damit seien nun 18 Generäle, darunter einer im Ruhestand, in die Türkei geflohen. Insgesamt suchten demnach bisher 42.680 Menschen aus Syrien Schutz im Nachbarland.

"Regierung wird in kurzer Zeit fallen"

Syriens früherer Botschafter in Bagdad, Nawaf Fares, warnte indes vor dem Einsatz chemischer Waffen durch die Regierung. Er sei überzeugt, dass Assad bereit sei, "das gesamte syrische Volk auszulöschen", um an der Macht zu bleiben, sagte er dem britischen Rundfunk "BBC" am Montagabend. Sollte er weiter in die Enge gedrängt werden, könnte er auch Chemiewaffen verwenden. Schon jetzt kursieren Bericht, wonach derartige Waffen bereits eingesetzt worden seien.

Der Ausgang des Konflikts sei nun "unvermeidbar", sagte Fares. "Es ist absolut sicher, dass diese Regierung in kurzer Zeit fallen wird." Fares, der als Hardliner galt und jahrzehntelang hohe Posten in den syrischen Sicherheitskräften, der Regierungspartei und der Staatsverwaltung innehatte, hatte sich in der Vorwoche von Bagdad nach Katar abgesetzt. Angeblich spekuliert er auf einen Posten in der Regierung nach Assad.

Blockade von Russland und China bleibt

Keine Fortschritte konnten bisher bei der zweiten Verhandlungsrunde der Vereinten Nationen hinsichtlich der Syrien-Resolution erreicht werden. Wie Diplomaten berichteten, hätten sich zwar fast alle Länder hinter den Entwurf gestellt, Russland und China lehnen diesen aber weiter ab - und können mit ihrem Veto jede Mehrheit blockieren. In dem Streit geht es um die UN-Beobachtermission Unsmis, deren Mandat am Freitag ausläuft.

Russland will das Mandat nur verlängern, Auftrag und Ausstattung aber unangetastet lassen. Der Westen dagegen mehr Druck auf die Parteien ausüben. Angestrebt sind Wirtschaftssanktionen. Sondervermittler Kofi Annan hatte am Montag mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow gesprochen und wollte am Dienstag Präsident Wladimir Putin treffen.

(APA/dpa/AFP)

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