Beschneidung: Österreichische Gegner formieren sich

Symbolbild: Ein Baby weint bei der Beschneidung in Indonesien.
Symbolbild: Ein Baby weint bei der Beschneidung in Indonesien.AP
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Eine Gruppe von Beschneidungs-Kritikern will die Debatte um das religiöse Ritual auch in Österreich entfachen. Eine konkrete Klage ist nicht geplant.

In Deutschland wird die Beschneidung bei Buben aus religiösen Gründen seit einem Gerichtsurteil kontrovers diskutiert, jetzt soll die Debatte nach Österreich überschwappen. Zumindest, wenn es nach einer Gruppe von fünf Beschneidungs-Kritikern geht, die am Dienstag in einer Pressekonferenz aus verschiedenen Perspektiven gegen das religiöse Ritual Stellung bezogen haben und sich für eine offene Debatte aussprachen. Klage wurde vorerst keine angekündigt, sei aber auch nicht ausgeschlossen.

Niko Alm als Sprecher der "Initiative gegen Kirchenprivilegien" verwies auf "Grundrechte, von denen wir alle betroffen sind". Religionsfreiheit sei zwar selbstverständlich, sei aber "auch ein Abwehrrecht". Nach Alms Ansicht handelt es sich bei der Beschneidung um Körperverletzung, zu der das Kind keine Zustimmung geben könne.

Rechtsanwältin Eva Plaz sieht als entscheidende Frage, wer den Eingriff bewilligen kann. Bis zum 14. Lebensjahr nämlich die Eltern, und diese dürften in nichts einwilligen, was das Kindeswohl beeinträchtigen könnte. "Die körperliche und seelische Unversehrtheit des Kindes ist meiner Einschätzung nach über die Religionsfreiheit und das Erziehungsrecht der Eltern zu stellen", folgerte Plaz, die glaubt, dass das Thema vor dem Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg landen werde.

Urologe Pavel Konecny erörterte Vor- und Nachteile einer Beschneidung aus medizinischer Sicht - Nachteile etwa ein größeres Schmerzempfinden oder der Wegfall einer wichtigen erogenen Zone einerseits; Zahlen, die in Subsahara-Afrika von geringeren HIV-Ansteckungsraten bei beschnittenen Buben sprächen andererseits als Vorteile. Trotzdem gebe es keine medizinische Organisation, die eine Empfehlung für eine Beschneidung abgebe, so Konecny.

Auch kritische Vertreter der primär betroffenen Religionsgemeinschaften gingen an die Öffentlichkeit. Der Ex-Muslim Cahit Kaya erinnerte sich zurück an die für ihn traumatische Erfahrung der Beschneidung. Amen Ronald Oberhollenzer, seit Jahren jüdischer Anti-Beschneidungs-Aktivist, sieht den Eingriff nicht im Sinne Gottes.

(APA)

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