Bei einem Bombenanschlag auf einen Reisebus in der Hafenstadt Burgas starben mindestens sieben Menschen. Israels Behörden hatten Sofia vor möglichen Terrorakten gewarnt.
Wien/Burgas. Die israelischen Touristen waren nach Bulgarien gekommen, weil sie erholsame Tage an der Schwarzmeerküste erleben wollten - fernab von der angespannten Sicherheitslage in ihrer Heimat. Zunächst sah es auch nach einem geruhsamen Urlaubsbeginn aus: Die 154 Passagiere (bis auf drei Reisende allesamt Israelis), die am Mittwoch um 16:43 Uhr mit einer Chartermaschine der „Viva Air" aus Tel Aviv am Flughafen der Stadt Burgas gelandet waren, wurden auf ihre Reisebusse verteilt. Das Ziel: Slantschew Brjag, Sonnenstrand, ein beliebter Urlaubsort unweit der Hafenstadt.
Doch eines der Fahrzeuge erreichte sein Ziel nicht. Um 17:30 Uhr explodierte ein Autobus, noch auf dem Parkplatz des Flughafens, vermutlich durch eine Autobombe. Eine schwarze Rauchsäule stieg in die Luft, das Fahrzeug brannte komplett aus. Auch zwei weitere Busse wurden durch die Detonation beschädigt.
Ein Rettungsteam aus Israel ist zwischenzeitlich nach Bulgarien geflogen. Der israelische Rundfunk meldete, Rettungskräfte und Militärs hätten den Auftrag, die Leichen und Verletzten zurück nach Israel zu holen.
Netanjahu: Iran verantwortlich
Die bulgarischen Behörden gehen mittlerweile von einem Terrorakt aus, der sich gegen israelische Touristen richtete. Innenminister Tzwetan Tzwetanow sprach am Abend von einem „gezielten Anschlag". Nach Informationen des bulgarischen Außenministeriums wurden sieben Menschen, unter ihnen sechs israelische Staatsbürger, getötet. 32 Überlebende werden im Krankenhaus von Burgas behandelt, drei davon sind in kritischer Verfassung. Unter den Opfern seien viele Jugendliche. Sie sei „geschockt und traurig", schrieb EU-Kommissarin Kristalina Georgiewa, die selbst aus Bulgarien stammt, über den Microblog Twitter.
Noch hat niemand die Verantwortung für das Attentat übernommen. Fest steht, dass der gestrige Vorfall der erste Terrorakt seit langem gegen israelische Staatsbürger auf dem Gebiet der Europäischen Union ist. Bulgarien und Israel haben traditionell gute Beziehungen; im Zweiten Weltkrieg bewahrte die - mit Nazi-Deutschland verbündete - bulgarische Führung ihre jüdischen Bürger vor dem Holocaust. Noch heute haben viele Israelis familiäre Beziehungen nach Bulgarien oder schätzen das Balkanland einfach als Urlaubsort. Manche Beobachter gehen davon aus, dass auch das Datum des Anschlags nicht zufällig gewählt war: Die Explosion fand am 18. Jahrestag der Bombe auf ein jüdisches Gemeindezentrum in Buenos Aires statt, bei dem 86 Menschen starben und 300 Menschen verletzt wurden. Als Urheber galt damals die pro-iranische Hisbollah.
Den Iran machte denn auch Israels Premierminister Benjamin Netanjahu in einer ersten Reaktion für den Bombenanschlag verantwortlich und kündigte eine „harte Reaktion gegen den iranischen Terror" an.
Warnhinweise missachtet?
In Bulgarien fragt man sich seit gestern Nachmittag, ob die einheimischen Behörden womöglich Warnungen ignoriert haben. Zu Jahresbeginn hatten Israels Behörden unter anderem ihre bulgarischen Kollegen aufgefordert, Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken. Danny Shenar, Sicherheitschef im israelischen Verkehrsministerium, hatte damals vor Anschlägen gegen israelische Touristen in mehreren europäischen Ländern gewarnt - darunter auch in Bulgarien. „Ich habe die Sicherheitsbehörden gebeten, israelische Urlaubergruppen zu begleiten und Kontrollen mit Polizeihunden durchzuführen", zitierte das bulgarische Online-Medium „Mediapool" Shenar Anfang Jänner.
Bulgarische Behörden ließen daraufhin wissen, dass die Kontrollen am Flughafen Sofia verstärkt würden. Dass es nun ausgerechnet den Flughafen Burgas getroffen hat, an dem im Sommer vor allem Urlauber landen, ist die besondere Tragik des gestrigen Vorfalls.