Ein Wettergeschenk für die 20. Ausgabe der Ennstal.
So schade, höre ich im TV und von Bekannten, dass das Wetter schlecht war. Stimmt überhaupt nicht. In einem Sommer, der rund um die Strecke verheerende Unwetter produzierte, mit Hagel, Hochwasser, Murenabgängen, blieben Strecke und Bewerb wie durch ein Wunder verschont. Bereits einen Tag nach der Ennstal Classic war die Straße auf die Turrach, auf der wir drei Tage vorher noch fuhren, durch eine Mure blockiert. Wir hatten zwei wunderbare Abnahmetage, einen trockenen Prolog, nur auf dem Katschberg leichten Regen, einen trockenen Zieleinlauf in Gröbming. Am Freitag: trockener Start in Gröbming, dann Regen, doch am Nachmittag brach die Sonne durch, es gab einen Zieleinlauf in Schladming wie aus dem Bilderbuch.
Auch das Finale am Samstag mit dem Chopard-Grand-Prix ging bei sommerlicher Trockenheit über die Bühne, die Regenfront stand aber bereits hinterm Dachstein und schien zu warten, bis die Boliden wieder im Zelt waren. Selbst das Finale war bereits halb im Ziel, als der Regen einsetzte.
Ich muss den Teilnehmern ein Kompliment aussprechen. Der Regenfreitag mit seinen glatten Straßen ist der vielleicht schwierigste Tag aller Ennstal Classics gewesen, und es hätte mich nicht gewundert, wenn es ein paar schwere Havarien gegeben hätte. Aber es gab keine, außer ein paar eingedepschten Scheinwerfern. Die fahrerische Qualität der Teilnehmer ist in den letzten Jahren deutlich besser geworden. Die Quereinsteiger in den Oldtimersport, die von der S-Klasse oder ihrem Quattro in ihr Ennstal-Auto wechseln, haben ihre Sensoren, die von der Elektronik schon völlig entsorgt waren, in den alten Autos zu neuer Blüte gebracht.
Die Ennstal wäre ohne unser prächtiges Zeitnehmer-Team nicht möglich. Aus den Studenten sind berufstätige Menschen geworden, die ihren Urlaub opfern, um ehrenamtlich mit Laptops, Transponder-Antennen und Lichtschranken im Wald Verstecken zu spielen, dabei stundenlang im Auto sitzen, von früh bis spät kreuz und quer durch die Bundesländer jagen.
Die Jubiläums-Ennstal sprengte jeden Rahmen. Das Organisationsteam umfasste beinahe hundert Mitarbeiter. Das Wetter mit seinen Extremen wird von Jahr zu Jahr ein größeres Problem. So ein Glück wie heuer werden wir nicht jedes Jahr haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2012)