Damenteams. Frauen sind bei der Ennstal Classic vorrangig als Beifahrerinnen dabei, in den meisten Fällen gar als navigierende Ehefrauen der Fahrer. Einige wenige Damen haben sich aber für reine Frauenpower im Cockpit entschieden – und stoßen dabei auf wenig Vorbehalte.
Sie sind nicht viele, und sie fallen auf: die reinen Damenteams bei der Ennstal Classic. Während nicht selten auf dem Beifahrersitz eine Frau Platz nimmt – unter den 230 Teams finden sich etwa 30 Ehepaare –, hat die Frau am Steuer auch bei dieser Rallye Seltenheitswert. Bei fast allen verheirateten Duos sitzt übrigens der Mann am Steuer. Organisator Michael Glöckner ist gar der Meinung, dass Frauen aufgrund ihrer Managmentqualitäten die besseren Kopiloten sind.
Jene Damen aber, die sich für Frauenpower im Cockpit entschieden haben, kommen mit dem Seltenheitswert ganz gut zurecht. Vorbehalte gibt es bei den männlichen Kollegen keine – im Gegenteil. „Man lernt unendlich viele nette Leute kennen, die Gegend ist genial, und es macht irrsinnig Spaß“, sagt Jutta Roschmann, die mit ihrer Kopilotin Gabriele Bürger bereits zum 13. Mal in einem Ferrari 250 GT Competizione, Baujahr 1955, teilnimmt.
Konkurrenz belebt die Beziehung
Für Roschmann ist Rallyefahren als Frau selbstverständlich, sie war mit ihrer Kopilotin auch schon einmal als einziges Damenteam dabei. „Autos und Rennpferde, also Pferdestärken und Pferde, sind Disziplinen, bei denen wir mit Männern mithalten können“, meint die Augsburgerin, die mehrere motorisierte Juwelen ihr eigen nennt. Wie viele, will sie nicht verraten. Den Beifahrersitz würde sie übrigens nicht eintauschen wollen: „Wir sind ein eingespieltes Team, genau in dieser Konstellation.“
Das hat sich wohl auch Werner Kummer gedacht, der 30 Jahre lang mit seiner Frau Vicky als Beifahrerin seine Klassiker ausfuhr. Irgendwann hat es die Schweizerin aber dann doch gereizt, sich „selbstständig zu machen“, wie sie es nennt. Bereits zum dritten Mal ist Vicky Kummer mit ihrer Tochter als Kopilotin in einem Porsche 356 (Baujahr 1958) dabei. Ihr Mann musste sich einen neuen Beifahrer suchen. „Wir fahren jetzt gegeneinander, das belebt die Beziehung.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2012)