Bürgermeister von Palermo warnt vor Bürgerkrieg

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Der oberste Chef der sizilianischen Hauptstadt prophezeit auch negative Folgen der finanziellen Schwierigkeiten. Palermo sei de facto bankrott.

Der Bürgermeister der sizilianischen Hauptstadt Palermo, Leoluca Orlando, hat angesichts der finanziellen Schwierigkeiten Siziliens vor dramatischen Folgen gewarnt. "Wegen der explosiven Mischung aus der Verzweiflung vieler Familien und dem Würgegriff der organisierten Kriminalität könnte sogar ein Bürgerkrieg ausbrechen", erklärte Orlando in einem Interview mit dem "Wirtschaftsblatt".

In Palermo, das mit einem Defizit von 500 Millionen Euro de facto bankrott sei, so der Bürgermeister, sei die Krise besonders hart zu spüren. "Viele Geschäfte schließen, einkommensschwache Familien sind nicht mehr in der Lage, ihre Stromrechnungen zu zahlen", erklärte Orlando. "Sizilien ist Italiens Griechenland. Wir halten uns nur deswegen über Wasser, weil wir zu Italien gehören", so der Anti-Mafia-Politiker, der im Mai als Spitzenpolitiker der Mitte-Links-Gruppierung "Italien der Werte" ins Rathaus von Palermo einzog.

Hoffnung auf Neuwahlen

Orlando hofft auf die voraussichtlich für Herbst geplanten Regionalwahlen. "Das sollte das Ende der Politik bedeuten, die Sizilien an den Rand des Abgrunds geführt hat." In den letzte zehn Jahren seien öffentliche Gelder gewissenlos hinausgeworfen, um ein korruptes politisches System aufrechtzuerhalten.

Sizilien stöhnt unter einem Schuldenberg von fünf Milliarden Euro und steht nach Einschätzung der italienischen Regierung kurz vor dem finanziellen Kollaps. Orlando wurde durch seinen Kampf gegen die Mafia international bekannt und lebt seitdem unter permanentem Personenschutz. Er war bereits von 1985 bis 1990 als Kandidat der Christdemokraten Bürgermeister von Palermo. Das selbe Amt bekleidete er von 1993 bis 2000 nochmals zweimal. Dabei trat er öffentlich immer wieder gegen die Mafia auf.

(APA)


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