Goldaktien: Stiefkind der Anleger

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Ein Erholungsversuch der Goldunternehmen war nur von kurzer Dauer. Die Papiere gelten als günstig, werden jedoch gemieden. Gründe sind die hohen Kosten und die Risikoangst der Anleger.

Auf Jahressicht hatten die Aktionäre von Goldminen wohl keine rechte Freude mit ihren Investments. Der HUI Gold Bugs Index, der die Wertentwicklung von 16 großen Goldunternehmen widerspiegelt, gab in den vergangenen zwölf Monaten um 30 Prozent nach und entwickelte sich schwächer als der Goldpreis, aber auch als der Aktienmarkt. Was den Papieren zusetzte, war die allgemeine Flucht der Anleger aus dem Risiko. Dabei mieden sie auch Goldaktien, da sich diese durch überdurchschnittlich starke Schwankungen auszeichnen.

In der zweiten Maihälfte sah es kurzzeitig so aus, als würden die Papiere das Comeback erleben, das ihnen Analysten seit Monaten vorhersagen. In nur drei Wochen schoss der HUI Gold Bugs Index um ein Fünftel nach oben, während die Börsen insgesamt schwächelten. Die Erholung war jedoch nur von kurzer Dauer. Seit Mitte Juni geht es wieder nach unten– auch wenn das Tief vom Mai noch nicht ganz eingestellt wurde.

Bei Craton Capital, einem auf Edelmetallminen spezialisierten südafrikanischen Investmenthaus, sieht man als Ursache für die jüngste Schwäche die Enttäuschung darüber, dass die US-Notenbank Fed die Erwartungen bezüglich einer weiteren Lockerung der Geldpolitik („Quantitative Easing3“) zuletzt nicht erfüllt hat. Eine solche Lockerung hätte sowohl dem Aktienmarkt als auch dem Goldpreis Auftrieb verleihen können.


Wachsende Förderkosten. Doch während den Aktienmärkten der steigende Ölpreis in den vergangenen drei Wochen wieder Hoffnung gab, machte er potenziellen Goldaktienkäufern Angst: Ein hoher Ölpreis bedeutet steigende Förderkosten. Wenn gleichzeitig der Goldpreis schwächelt (er ging im Juli bis dato leicht zurück), könnten die Margen der Minenbetreiber sinken.

Den Experten von Craton Capital macht das wenig Kopfzerbrechen. Die Aktien diskontierten einen Goldpreis, der mindestens 400 Dollar unter dem derzeitigen Spotpreis liege, heißt es in ihrem jüngsten Marktbericht. Eine Feinunze Gold kostete zum Wochenausklang 1582 Dollar (1299 Euro).

Erste-Analyst Ronald Stöferle verweist in seinem „Goldreport“ darauf, dass Goldminenaktien in Relation zum Goldpreis so günstig wie 2008 und davor in den Achtzigerjahren sind. Das könne einen attraktiven Einstiegszeitpunkt darstellen. Die Ergebniszahlen der Firmen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Risken zeigten sich jedoch in den stetig steigenden Förderkosten (neue Goldfunde können meist nur noch mit sehr hohem Aufwand gefördert werden) und in den politischen Risken. So könnten neue Steuern den Minen in Australien oder Brasilien zusetzen. In Mali oder im Niger gebe es Sicherheitsrisken, in Argentinien oder Venezuela die Gefahr von Verstaatlichungen. Relativ gering ist das Risiko solcher Bedrohungen in Kanada.

Langfristig korrelierten Goldaktien negativ mit dem breiten Aktienmarkt, meint Stöferle (siehe Artikel unten). Sie eignen sich daher gut zur Diversifizierung eines Depots. Allerdings nur langfristig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2012)

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