Unter Börsianern hatten die Leerverkaufsverbote Spekulationen ausgelöst, dass es den europäischen Banken noch viel schlechter gehe, als bisher offiziell zugegeben werde.
Mailand/Red./Ag. Die eskalierende Schuldenkrise in Europa hat am Montag Bankaktien besonders stark getroffen. Die Papiere zahlreicher Großbanken sackten um mehr als fünf Prozent ab. Auch die Papiere der beiden österreichischen Großbanken (Erste und Raiffeisen Bank International) lagen am Nachmittag zwischen drei und vier Prozent im Minus.
Extrem erwischt wurden freilich die italienischen Großbanken, darunter die Bank-Austria-Mutter, UniCredit, sowie deren Konkurrenten Intesa Sanpaolo und Banco Populare und der Versicherungskonzern Generali: Deren Aktien wurden in Mailand bereits am Vormittag vorübergehend vom Handel ausgesetzt, nachdem sie gleich nach Börseneröffnung um mehr als fünf Prozent abgesackt waren.
Was wissen die Regulatoren?
Der Hauptgrund: Italien hat Leerverkäufe von Bankaktien bis 27. Juli verboten, Spanien hat ein Leerverkaufsverbot für alle Aktien verfügt. Mit Leerverkäufen wird auf fallende Kurse spekuliert. Im Prinzip funktioniert das so, dass Aktien ausgeborgt, verkauft und vor dem vereinbarten Rückgabetermin zu den dann erwarteten niedrigeren Kursen wieder zurückgekauft werden.
Unter Börsianern hatten die Leerverkaufsverbote Spekulationen ausgelöst, dass es den europäischen Banken noch viel schlechter gehe, als bisher offiziell zugegeben werde. Die Regulierungsbehörden hätten Informationen, die dem Markt noch nicht zugänglich seien, hieß es. Das verstärke die Unsicherheit auf den Märkten beträchtlich.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2012)