Moody's droht Deutschland mit Entzug der Bestnote

Mark Lennihan/AP/dapd
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Die US-Ratingagentur setzte den Ausblick für die AAA-Länder Deutschland, Luxemburg und Niederlande auf negativ. Eine Herabstufung droht.

Herber Schlag für Deutschland: Die Ratingagentur Moody's hat in einem überraschenden Schritt den Ausblick für die Kreditwürdigkeit der Bundesrepublik herabgestuft. Damit droht der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone ein Verlust ihrer Top-Bonität. Wegen der wachsenden Unsicherheit durch die Euro-Schuldenkrise werde der Ausblick nun mit "negativ" und nicht mehr mit "stabil" bewertet, teilte die Agentur am Montag nach US-Börsenschluss mit. Sie begründete dies mit den gestiegenen Belastungen für Deutschland.

Die Wahrscheinlichkeit eines Austritts von Griechenland aus dem Währungsgebiet sei gestiegen. Das Risiko sei sogar deutlich höher, sagte Moody's-Analystin Sarah Carlson in der Nacht auf Dienstag. Ein Ausscheiden des Landes aus der Eurozone sei dennoch nicht das Basisszenario der Ratingagentur, sagte die Expertin. Auch andere Euro-Länder laufen nach Einschätzung der Analystin keine Gefahr, die gemeinsame Währung zu verlieren. "Wir würden keine wirkliche Wahrscheinlichkeit für solch ein Ereignis sehen", sagte sie.

"Verwundbarkeit des Bankensystems"

Deutschland und die anderen wirtschaftlich starken Länder der Eurozone haben den schwächeren Partnern bereits unter die Arme gegriffen. Die Hilfen könnten sich nun als Bumerang erweisen, weil sie die Haushalte zu belasten drohen und den finanziellen Spielraum für die Regierungen einschränken.

Im Fall Deutschland verwies Moody's auch auf die "Verwundbarkeit des Bankensystems". Die deutschen Kreditinstitute seien stark in den Problemstaaten engagiert und könnten Rückschläge angesichts ihrer mauen Gewinne nur schlecht abfedern. In der vergangenen Finanzkrise hatte der Staat die Hypo Real Estate auffangen müssen und war bei der Commerzbank eingestiegen.

Berlin: "Deutschland bleibt Stabilitätsanker"

Das Finanzministerium in Berlin reagierte unmittelbar und betonte, Deutschland bleibe weiter Stabilitätsanker in der Euro-Zone und erwarte ab 2014 einen ausgeglichenen Staatshaushalt. Die Kapitalisierung des Bankensektors habe sich deutlich verbessert. Die Einschätzung von Moody's stelle die kurzfristigen Risiken in den Vordergrund, während die längerfristigen Stabilisierungsaussichten unerwähnt blieben. Moody's bestätigte die deutsche Bestnote "AAA", die das Land auch bei den anderen beiden großen Ratingagenturen innehat. Bei Standard & Poor' hat Deutschland einen "stabilen" Ausblick.

Neben Deutschland schätzt die Ratingagentur auch den Ausblick für die Bonität der Euro-Länder Niederlande und Luxemburg nur noch mit "negativ" ein. Finnland wird hingegen weiterhin mit Ausblick "stabil" bewertet. Alle drei Länder besitzen ein AAA. Dies begründete Moody's unter anderem mit dem kleinen und auf den Heimatmarkt fokussierten Bankensystem, von dem nur geringe Risiken ausgingen.

Auf den Spuren Österreichs und Frankreichs

Moody's zufolge ist die Gefahr deutlich gestiegen, dass angeschlagene Euro-Länder wie Spanien und Italien mehr Unterstützung benötigen. Dies würde die Top-Bonitätsländer besonders stark belasten.

Erst im Februar hatte die Ratingagentur den Ausblick für Frankreich und Österreich auf "negativ" gestuft. Dies bedeutet nicht zwangsläufig eine Herabstufung in naher Zukunft, ist aber ein Hinweis darauf, dass der Spielraum bei einer Verschlechterung der öffentlichen Finanzen nur noch gering ist.

Eine Abstufung der Note für die Kreditwürdigkeit kann zu höheren Zinsen bei der Aufnahme neuer Schulden führen. Denn Investoren müssen von einer höheren Wahrscheinlichkeit ausgehen, dass sie ihr Geld nicht wiedersehen. Im Falle Deutschlands und der anderen Länder dürfte ein Verlust des Spitzenratings indes in erster Linie einen erheblichen Imageschaden bedeuten.

>>> Karte: Die Bonität der EU-Länder

(APA/AFP/Reuters/Red.)

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