Rating: Hat sich Deutschland übernommen?

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Als erste große Ratingagentur droht Moody's den Deutschen in ihrer aktuellen Einschätzung mit dem Entzug des Triple A. Das Land laufe Gefahr, sich zu viele Haftungen für die anderen Eurolände umhängen zu lassen.

Wien. Eigentlich ist Deutschland ein Musterbeispiel dafür, wie ein hoch verschuldetes Land seine Staatsfinanzen wieder in Ordnung bringen könnte. Die Neuverschuldung liege heuer bei weniger als einem Prozent der Wirtschaftsleistung, lobt die Ratingagentur Moody's in ihrer aktuellen Einschätzung. Für Investoren sei Europas größte Volkswirtschaft ein „sicherer Hafen“. Das wiederum erleichtere die Refinanzierung der Schulden und helfe beim Abbau des Schuldenbergs von 82 Prozent des BIPs.

Und doch stellt Moody's den Deutschen die Rute ins Fenster. Die beste Kreditwürdigkeit, das Triple A, wackelt.
Als erste große Ratingagentur senkte Moody's den Ausblick auf Negativ. Das ökonomische Problem Deutschlands ist dabei nur bedingt Deutschland. Es sind die übernommenen Haftungen für die anderen Euroländer.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass Griechenland die Eurozone verlässt, ist gestiegen“, schreibt Moody's. Ein derartiges Szenario würde als Folge Spanien und Italien an den ökonomischen Abgrund drängen. Um diese beiden Länder zu retten, müsse der Rettungsschirm ESM einspringen – falls er überhaupt groß genug sei. Dafür haften vor allem die wohlhabenderen Euromitglieder wie Deutschland, die Niederlande, Luxemburg, Österreich und Frankreich, befindet die US-Ratingagentur und fasst zusammen: „Die Last dieser Staaten wird sich erhöhen.“

Auch Spanien und Italien haften

Der Europäische Stabilitätsmechanismus ESM soll den vorübergehenden Rettungsschirm EFSF ablösen, sobald ihn die Euroländer ratifiziert haben. Die Mitglieder der Gemeinschaftswährung übernehmen dabei Einzahlungen und Haftungen in Höhe von 700 Mrd. Euro. 190 Mrd. Euro entfallen auf Deutschland. Das entspricht in etwa sechs Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Doch ist keineswegs sicher, dass es dabei bleibt: So beteiligen sich beispielsweise auch angeschlagene Staaten wie Spanien und Italien an dem Rettungsschirm – zusammen mit mehr als 200 Mrd. Euro. Dass sie ihre Haftungsverpflichtungen im Fall der Fälle tatsächlich einhalten würden, darf laut Moody's bezweifelt werden. Entsprechend könnten „höhere gemeinschaftliche Unterstützungszahlungen“ auf die „besser eingestuften Länder entfallen“, meinen die Analysten der Ratingagentur.

Neben Deutschland hat Moody's auch Luxemburg und die Niederlande mit einem negativen Ausblick versehen. Das bedeutet eine Wahrscheinlichkeit von „zumindest einem Drittel“, dass die Länder innerhalb der kommenden zwölf Monate die Bestnote verlieren werden. Bereits im Februar drohte die Agentur Österreich und Frankreich mit einer Herabstufung. Eine Neubewertung dürfte innerhalb der kommenden zwei Monate erfolgen.

Standard & Poor's bewertet Deutschland nach wie vor mit einem stabilen Triple A. Österreich und Frankreich haben bei der weltgrößten Agentur die Bestnote im Jänner verloren. Das einzige Euroland, das bei allen bedeutenden Agenturen beste Bonität mit stabilem Ausblick genießt, ist Finnland. Mit einer Staatsverschuldung von 48 Prozent und einem stabilen Bankensektor, der kaum in den Krisenländern engagiert ist, seien die Skandinavier ein Musterbeispiel, befindet Moody's.

Eine Lose-lose-Situation

Bei Deutschland verweisen die Bonitätswächter darauf, dass sich die Politik de facto in einem unlösbaren Konflikt befindet. Nimmt das Land weitere Haftungen auf sich, droht die Staatsverschuldung im Haftungsfall außer Kontrolle zu geraten. Verweigert Deutschland, weitere Garantien zu übernehmen, droht ein Zerfall der Eurozone, weil Investoren Ländern wie Griechenland kein Geld mehr leihen.

Bleibt die Hoffnung, dass sich die Lage beruhigt und die Geldgeber zumindest bei Spanien und Italien nicht abspringen. Darauf deutet im Moment nur wenig hin: Die Renditen für zehnjährige spanische Staatsanleihen stiegen am Dienstag auf 7,58 Prozent, jene für italienische Papiere auf 6,52 Prozent.

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