Ein Desaster sondergleichen

Bei dem Gezerre um Präsident Basescu bleibt das Image Rumäniens auf der Strecke.

Eigentlich dachte man, dass es nach dem rumänischen Links-rechts-Watschentanz, der mit der Suspendierung von Staatschef Basescu seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat, nicht noch schlimmer kommen könne. Doch weit gefehlt: Was abgeliefert wird, ist eine Abfolge von Tiefpunkten – ein PR-Desaster, das obendrein mutwillig veranstaltet wurde. Denn nach den Turbulenzen in Ungarn hätte man in Bukarest wissen müssen, dass Europa in demokratiepolitischer Hinsicht momentan sehr empfindlich ist.

Auf der linken Seite des Spektrums versucht die Regierung in fast schon slapstickhafter Manier, die für den 29.Juli anberaumte Volksbefragung über Basescus Zukunft so zu gestalten, dass möglichst viele Rumänien den Weg zu den Wahlurnen finden. So wurde etwa die Dauer der Abstimmung per Eildekret verlängert und im Gegenzug die Zahl der Wahllokale im Ausland (wo die meisten Anhänger von Basescu vermutet werden) verringert. Die dem Präsidenten nahestehende Opposition wiederum ruft zum Boykott auf, damit die für die Gültigkeit des Votums notwendige Schwelle von 50 Prozent der Wahlberechtigten nicht erreicht wird – was wiederum die Anhänger der Regierung als illegale Behinderung einer Volksbefragung kritisieren.

Abgerundet wird das Ganze durch diverse Protestaktionen im Ausland – etwa am kommenden Freitag vor der rumänischen Botschaft in Wien. Mit an Bord bei dieser Demo gegen die Regierung ist übrigens eine österreichische Korrespondentin in Bukarest – was ein etwas schiefes Licht auf die vermeintlich objektive und parteilose Zunft der Berichterstatter wirft.

Aber mit PR-Debakeln haben auch wir Journalisten reichlich Erfahrung.

michael.laczynski@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2012)

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