Europas Retter sitzt in der Falle

Deutschland wird von den Krisenstaaten nach unten gezogen. Was immer diese auch tun oder nicht tun.

Die deutsche Bundesregierung zeigte sich am gestrigen Dienstag auffallend lässig. Nachdem die Ratingagentur Moody's Europas größter Volkswirtschaft in der vorangegangenen Nacht den Verlust des TripleA in Aussicht gestellt hatte, schwärmten tags darauf die Beschwichtiger aus. Die Einschätzung von Moody's sei übertrieben, tönte es aus der CDU, während die FDP die Analyse als „kurzsichtig“ abqualifizierte und darauf verwies, dass die deutsche Wirtschaft strukturell noch immer in guter Verfassung sei.

Das ist sie ja auch. Dasselbe gilt übrigens für den Staatshaushalt. Sorgen bereitet den Schuldenwächtern auch nicht die Gegenwart, sondern die Zukunft: Verlässt Griechenland die Eurozone, werden für die Deutschen Milliarden an Haftungen schlagend. Bleiben die Krisenländer in der Eurozone, ziehen sie Deutschland nach unten. Berlin hat sich als Hauptsponsor der Schulden- und Transferunion ja geradezu aufgedrängt.

Sollte Deutschland tatsächlich das AAA verlieren, wird sich das Land zwar weiterhin günstig verschulden können. Zumindest solange es anderen Eurostaaten noch schlechter geht und die EZB großflächig Staatsschulden ankauft. Innenpolitisch könnte sich ein verloren gegangenes Triple A freilich durchaus niederschlagen. Angela Merkel wird ihren Eurokurs angesichts der für 2013 angesetzten Bundestagswahlen wohl deutlich verschärfen.

franz.schellhorn@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2012)

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