US-Medien berichten von einem Paket voller Gewaltdarstellungen, die der mutmaßliche Amokläufer an einen Psychiater geschickt haben soll. US-Präsident Obama kündigt unterdessen schärfere Waffenkontrollen an.
Der mutmaßliche Amokläufer von Colorado hat seine Mordpläne offenbar per Post an einen Psychiater verschickt. Die Medizin-Fakultät der Universität, wo James Holmes bis vor kurzem studierte, habe ein Paket mit einem Notizbuch voller "erschreckender" Texte und Zeichnungen erhalten, berichteten US-Medien am Donnerstag übereinstimmend.
Laut dem Fernsehsender NBC machte der 24-jährige James Holmes die Ermittler selbst auf das Beweisstück aufmerksam. Er müsse es vor dem Massaker aufgegeben haben, das in der Nacht auf den vergangenen Freitag bei einer "Batman"-Vorführung in der Stadt Aurora 12 Tote und 58 Verletzte forderte.
Erst nach der Tat eingelangt?
Die Universität wies Berichte zurück, das Paket habe tagelang unbeachtet in der Poststelle gelegen. Es sei erst am Montag nach der Tat eingegangen und sofort der Polizei übergeben worden, hieß es am späten Mittwochabend (Ortszeit) in einer Mitteilung. Nach dem Fund sei das Gebäude evakuiert worden, damit die Bombenentschärfer der Polizei die Lieferung hätten untersuchen können.
Genaue Angaben über den Inhalt wurden nicht bekannt, auch weil der mit dem Fall befasste Richter den Behörden striktes Stillschweigen über die Ermittlungen auferlegt hat. Der Sender Fox News berichtete indes, der Spiralblock stecke "voller Details, wie er Menschen töten wollte".
Universität darf keine Daten herasugeben
Die Universität von Colorado, an der Holmes studierte, darf keine Daten mehr über den 24-Jährigen herausgeben. Wie am Donnerstag bekannt wurde, ordnete ein zuständiger Richter die Geheimhaltung der Informationen an. Normalerweise sind die Angaben zu Studenten in Colorado einsehbar, es sei denn, ein Gericht verbietet die Veröffentlichung. In den vergangenen Tagen war viel über das Motiv des mutmaßlichen "Batman"-Schützen spekuliert worden, dabei stand auch immer wieder sein angeblich abgebrochenes Studium der Neurowissenschaften im Mittelpunkt. Eine Nachrichtensperre zu dem Fall hatte die US-Justiz bereits verhängt.
Obama bricht Schweigen zu Waffenrecht
Derweil hat sich US-Präsident Barack Obama rund eine Woche nach dem Massenmord erstmals persönlich in die neuerliche Debatte über das Waffenrecht eingeschaltet. Bei einem Wahlkampfauftritt in New Orleans sagte er am Mittwochabend, dass alles getan werden müsse, um Kriminelle und geistig Verwirrte vom Erwerb von Waffen abzuhalten.
Gezielt sprach er sich gegen den Verkauf von "Angriffswaffen" aus. "Die (Sturmgewehre) AK-47 gehören in die Hände von Soldaten und nicht in die Hände von Gaunern." Er glaube aber auch, dass die Verfassung den US-Bürgern das Recht gebe, Waffen zu besitzen. "Das Jagen und Schießen sind Teil einer geschätzten nationalen Tradition", sagte er.
Holmes trägt in Haft schusssichere Weste
Am Mittwoch wurden nach Berichten lokaler Medien auch die ersten Todesopfer beigesetzt. Zugleich setzte die Polizei ihre Spurensuche in der Wohnung des Verdächtigen sowie am Tatort fort.
Holmes sitze weiter in Isolationshaft und werde von Psychologen untersucht. Er trage zum Schutz vor anderen Insassen eine schusssichere Weste, meldete NBC. Aus Justizkreisen wurde berichtet, der 24-Jährige verhalte sich weiterhin sehr seltsam. Auch bei seinem ersten Gerichtstermin am Montag hatte er desorientiert gewirkt. Die offizielle Anklage gegen Holmes soll am kommenden Montag erhoben werden.
(APA/dpa/AFP)