Die Investmentfirma „TAP 09“ des Beraters Rudolf Haberleitner hat Schlecker Österreich mit allen 1350 Filialen in Österreich, Italien, Polen, Belgien und Luxemburg gekauft. Man plant mit „Daily“ einen Neustart.
Wien/EID/JUK. Der Retter heißt weder Josef Taus, noch Erhard Grossnigg, noch Anton Stumpf oder Manfred Laaber: Das Rennen um die angeschlagene Österreich-Tochter der insolventen deutschen Drogeriemarktkette Schlecker hat überraschend eine unbekannte Private-Equity-Firma gemacht. Die „TAP 09 Invest“ des Beraters Rudolf Haberleitner hat Schlecker Österreich mit allen 1350 Filialen in Österreich, Italien, Polen, Belgien und Luxemburg gekauft.
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Beobachter gehen davon aus, dass der deutsche Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz den Schlecker Österreich gewährten Warenkredit von 28 Mio. Euro zurückbekommen hat.
Damit ist es aber nicht getan. Die Handelskette, die allein in Österreich in 900 Filialen 3000 Mitarbeiter beschäftigt, soll unter dem Namen „Daily“ neu ausgerichtet werden und nicht nur Drogerieartikel anbieten. Einkauf, Logistik und die EDV müssten neu aufgestellt und geregelt, teilweise neue Lieferantenverträge geschlossen und ein neues Werbekonzept erarbeitet werden. Vor allem aber braucht Schlecker ein professionelles Management. Geschätzte Investitionskosten: 100 Mio. Euro. Die Vermieter der Schlecker-Filialen hat der neue Eigentümer um Zugeständnisse gebeten: Entweder die Mietzahlungen für sechs Monate auszusetzen oder eine Absenkung der Miete um 20 Prozent zu akzeptieren.
Erhalt der Arbeitsplätze
„Schlecker ist nicht tot“, sagt Rechtsanwalt Franz Guggenberger zur „Presse“. Der Rechtsanwalt ist Partner in der „TAP 09“ und mit Haberleitner Kommanditist der „hl-sportmanagement & consulting GmbH & Co KG“. Derzeit werde ein Kassasturz gemacht, man verhandle mit Banken und mit einem Handelsprofi. Er soll die operative Führung übernehmen.
„TAP 09“ ist nach eigenen Angaben auf die außergerichtliche Sanierung von Unternehmen spezialisiert. Das Geschäftsmodell besteht darin, angeschlagene Unternehmen ganz oder mehrheitlich zu übernehmen, umzubauen und zu sanieren und sie weiter zu verkaufen. Haberleitner ist seit Jahren Krisen- und Insolvenzberater. Dabei geriet er auch in die Kritik. Er war Aufsichtsrat der staatlichen Pleitenholding GBI und für diese auch als Berater tätig.
Der Kauf von Schlecker Österreich gilt als sein bisher größter Coup. Wer außer Guggenberger hinter dem Fonds steht, ist selbst Private-Equity-Experten ein Rätsel. Der Fonds tauchte zwar immer wieder als Interessent für marode Handelsfirmen wie Libro oder Palmers auf, wie hoch er dotiert ist und in welche Firmen bisher investiert wurden, ist unbekannt. Details lässt sich auch Guggenberger nicht entlocken. Nur, dass Michael Tojner mit seiner Investmentgesellschaft Global Equity Partners, die Guggenberger als Anwalt vertritt, nicht hinter dem Schlecker-Kauf stehe.
Dass der Käufer keine nennenswerten Filialschließungen plant, ist überraschend. Als großes Manko galt immer die mit 900 Standorten enorm hohe Zahl an Filialen. Zum Vergleich: Marktführer Bipa verfügt über 580 Filialen, DM über 376. Zudem befinden sich viele Filialen in schlechten Lagen. Handelsexperten bezweifeln, dass die Rettung so einfach gelingt. So sagt Peter Schnedlitz, Handelsexperte der Wiener Wirtschaftsuni: „Vielleicht gelingt den neuen Schlecker-Eignern die Lösung des Gordischen Knotens. Ich hoffe darauf, allein mir fehlt der Glaube.“